Pastor Charles Taze Russell

GESCHICHTE

 

Christen vor der Reformation

 

Kurzes Aufleuchten protestantischer  Lehren erscheint von frühester christlicher Zeit bis zum finsteren Zeitalter. Das Sendschreiben von Barnabas erklärt eine vorbildliche Bedeutung des Sabbats: „Die Bedeutung ist diese: dass Gott der Herr in sechs tausend Jahren alles zu Ende bringen wird. Denn bei ihm ist ein Tag wie tausend Jahre… Und am siebenten Tage ruhte er, damit ist gemeint, dass wenn sein Sohn kommt, er die Zeit des Bösen beendigen, den Gottlosen richten wird, und Sonne und Mond und Sterne verändern soll, dann wird er in diesem siebenten Tag glorreiche Ruhe haben. … Die Sabbattage, sagt er, die ihr jetzt haltet, sind nicht annehmbar für mich, aber für die welche ich erschaffen habe. Wenn ich von allen Dingen ruhe, werde ich den 8 Tag anfangen, dass ist der Anfang der anderen Welt“. [Das Sendschreiben von Barnabas 13:1-10; wahrscheinlich der Barnabas, der mit Paulus war.]

 

In dem Sendschreiben von Ignatius an die Römer 2:2-4 (ca. 110 n. Chr.) wird die Bereitschaft geschildert, für die Sache Christi den Märtyrertod zu erleiden: „Ich muss leiden, um von den wilden Tieren gefressen zu werden, die mich zu Gott bringen, denn ich bin der Weizen Gottes. Ich werde mit den Zähnen der wilden Tiere zermahlen, damit ich das reine Brot Christi werden kann. Die Tiere sollten dazu ermutigt werden, dass sie mein Grab werden und nichts von meinem Leib übriglassen, damit ich keinem zur Last falle, wenn ich tot bin.“

 

Ähnlich schreibt der Zeitgenosse Polycarp: „Ich ermahne euch alle, dass ihr dem Wort der Gerechtigkeit gehorcht und Geduld ausübt, welche ihr nicht nur beim seligen Ignatius, Zozimus und Rufus gesehen habt, sondern auch bei anderen von euch, ja sogar in Paulus selbst und den restlichen Aposteln.“[Das Sendschreiben von Polycarp - Bischof von Smyrna - an die Philipper 3:5-9.]

 

Im Jahre 313 n. Chr. hören wir das erste Mal von Arius, der sich für die Wiederherstellung einfacher Reinheit in einer verweltlichten alexandrinischen Kirche einsetzte. Der Führer der weltlichen Fraktion, Athanasius, konnte den zu ehrvollen Arius kaum anklagen; daher klagte er Arius nach fünf Jahren der Häresie an, weil er Gott nicht als dreieinig anerkannte. [Seltsamerweise wurde das Wort trinitatis von Tertullian etwa 200 n. Chr. Erfunden. Er befand sich aber außerhalb des Zentrums bekennender Christen. Irenäus teilte diese Auffassung nicht, wurde von den Katholiken heilig gesprochen, nicht aber Tertullian.] Letztendlich vergifteten die Anhänger von Athanasius Arius, der darauf starb und nannten dies das gerechte Gericht Gottes.

 

Ungefähr 538 n. Chr. verteidigte Jakob Baradai aus Syrien (wörtlich Jakob der Zerlumpte, weil er es ablehnte, für Bekleidung Geld auszugeben) das monophysitische Bild von Jesus, dass er bei seinem ersten Advent nur eine, die menschliche Natur hatte. Sein Einfluss reichte von Ägypten bis Babylon. Er ordinierte 80 000 Bischöfe. (Die moderne Syrisch-Orthodoxe Kirche stammt von ihm ab und blieb beim Monophysite.)

 

Die Paulikianer in Asien standen abseits der katholischen Kirche und begannen ihre Missionsarbeit in Europa. Wahrscheinlich stammen von ihnen die gemäßigten Katharer ab (buchstäbliche Puritaner, auch wenn die katholische Hierarchie sie „Ketzer“, Häretiker, nannte). Sie sagten bereits 1140 n. Chr. in Monteforte, dass Jesus keine Seele hatte, sondern dass er durch seine Identität eine Seele war. Sie erwarteten den „Restitutionstag“.

 

Andere bemerkenswerte Christen vor der Reformation waren auch Petrus Valdes (oder Waldes) und die Waldenser in den Alpen. John Wycliffe, der vor William Tyndale die Bibel ins Englische übersetzte (obwohl sie ein Jahrhundert später an Bedeutung verlor), hatte eine Anhängerschaft, die Lollarden genannt wurden. Jan Hus wirkte in Böhmen und in Polen und wiederum Johann Wessel-Gansfort in den Niederlanden. Er sagte: „Der Glauben lebt nicht durch Werke sondern in Werken.“ Sie alle stießen auf Widerstand, die meisten von ihnen wurden verfolgt und einige auf dem Scheiterhaufen verbrannt.  

 

Quelle: The Herald, 2004, S. 8



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