GESCHICHTE
Christen vor der Reformation
In dem Sendschreiben von
Ignatius an die Römer 2:2-4 (ca. 110 n. Chr.) wird die
Bereitschaft geschildert, für die Sache Christi den
Märtyrertod zu erleiden: „Ich muss leiden, um von den
wilden Tieren gefressen zu werden, die mich zu Gott bringen,
denn ich bin der Weizen Gottes. Ich werde mit den Zähnen der
wilden Tiere zermahlen, damit ich das reine Brot Christi
werden kann. Die Tiere sollten dazu ermutigt werden, dass
sie mein Grab werden und nichts von meinem Leib übriglassen,
damit ich keinem zur Last falle, wenn ich tot bin.“
Ähnlich schreibt der
Zeitgenosse Polycarp: „Ich ermahne euch alle, dass
ihr dem Wort der Gerechtigkeit gehorcht und Geduld ausübt,
welche ihr nicht nur beim seligen Ignatius, Zozimus und
Rufus gesehen habt, sondern auch bei anderen von euch, ja
sogar in Paulus selbst und den
restlichen Aposteln.“[Das Sendschreiben von Polycarp - Bischof von Smyrna
- an die Philipper 3:5-9.]
Im Jahre 313 n. Chr. hören
wir das erste Mal von Arius, der sich für die
Wiederherstellung einfacher Reinheit in einer verweltlichten
alexandrinischen Kirche einsetzte. Der Führer der weltlichen
Fraktion, Athanasius, konnte den zu ehrvollen Arius kaum
anklagen; daher klagte er Arius nach fünf Jahren der Häresie
an, weil er Gott nicht als dreieinig anerkannte.
[Seltsamerweise wurde das Wort trinitatis von
Tertullian etwa 200 n. Chr. Erfunden. Er befand sich aber
außerhalb des Zentrums bekennender Christen. Irenäus
teilte diese Auffassung nicht, wurde von den Katholiken
heilig gesprochen, nicht aber Tertullian.] Letztendlich
vergifteten die Anhänger von Athanasius Arius, der darauf
starb und nannten dies das gerechte Gericht Gottes.
Ungefähr 538 n. Chr.
verteidigte Jakob Baradai aus Syrien (wörtlich Jakob
der Zerlumpte, weil er es ablehnte, für Bekleidung Geld
auszugeben) das monophysitische Bild von Jesus, dass er bei
seinem ersten Advent nur eine, die menschliche Natur hatte.
Sein Einfluss reichte von Ägypten bis Babylon. Er ordinierte
80 000 Bischöfe. (Die moderne Syrisch-Orthodoxe Kirche
stammt von ihm ab und blieb beim Monophysite.)
Die Paulikianer in
Asien standen abseits der katholischen Kirche und begannen
ihre Missionsarbeit in Europa. Wahrscheinlich stammen von
ihnen die gemäßigten Katharer ab (buchstäbliche
Puritaner, auch wenn die katholische Hierarchie sie
„Ketzer“, Häretiker, nannte). Sie sagten bereits 1140 n.
Chr. in Monteforte, dass Jesus keine Seele hatte, sondern
dass er durch seine Identität eine Seele war. Sie erwarteten
den „Restitutionstag“.
Andere bemerkenswerte
Christen vor der Reformation waren auch Petrus Valdes
(oder Waldes) und die Waldenser in den Alpen. John
Wycliffe, der vor William Tyndale die Bibel ins
Englische übersetzte (obwohl sie ein Jahrhundert später an
Bedeutung verlor), hatte eine Anhängerschaft, die Lollarden
genannt wurden. Jan Hus wirkte in Böhmen und in Polen
und wiederum Johann Wessel-Gansfort in den
Niederlanden. Er sagte: „Der Glauben lebt nicht durch
Werke sondern in Werken.“ Sie alle stießen auf
Widerstand, die meisten von ihnen wurden verfolgt und einige
auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Quelle: The Herald, 2004, S. 8
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