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Das Wiedersammeln Israels
Eine der wunderbarsten und bedeutendsten Erfüllungen der Prophezeiung in unserer Zeit ist das Wiedersammeln Israels in sein Heimatland. Nach der Heiligen Schrift ist sie eines der Beweise, die ankündigen, daß die Aufrichtung des Königreiches Gottes mit seinen begleitenden Segnungen für die ganze Menschheit nahe herbeigekommen ist (siehe z.B. Jes. 2:2-4; Mi. 4:1-4; Lk. 21:29-31; Röm. 11:12, 15). Sowohl der Jude als auch der Heide warten auf die Aufrichtung dieses Königreiches und hoffen darauf (Dan. 2:35, 44; 7:13, 14, 18, 22, 27; Mt. 6:10). Daher sollte eine Beschreibung von bedeutenden, im Zusammenhang mit dem Wiedersammeln Israels in sein Heimatland stehenden Geschehnissen, wie sie hier erfolgt, für alle von tiefem Interesse sein.
ISRAEL NACH DEM UMSTURZ ZEDEKIAS
Wir nehmen den Faden der Geschichte Israels zu der Zeit (607 v.Chr.) auf, als
Nebukadnezar, der König von Babylon, dem König Zedekia die Krone entriß,
ihn und das Volk in die Gefangenschaft in Babylon führte, Jerusalem und
den Tempel zerstörte und das Land verwüstete und somit die Worte der
Propheten erfüllte (Hes. 21:25-27; Jer. 25:9-11; 2. Chr. 36:17-21). Die
Prophezeiung lieferte auch die Länge der Verwüstung des Landes, d.h.
siebzig Jahre, und dies wurde auch erfüllt. Cyrus, der König von Persien,
eroberte Babylon. Und in seinem ersten Jahr, welches das Ende dieser siebzig
Jahre markierte, machte er eine öffentliche Verkündigung, die nicht
nur den Israeliten die Erlaubnis gab, ins Land zurückzukehren und Jerusalem
wiederaufzubauen, sondern sie auch zu solchem Handeln begünstigte (2. Chr.
36:22, 23; Esr. 1). Demgemäß kehrten viele der Israeliten zurück,
wie in den Büchern Esra und Nehemia ausgesagt wird. Obwohl Jerusalem damals
wiederaufgebaut wurde, und die Gefangenen zurückkehrten, wurde Israel keine
völlige Unabhängigkeit gewährt. Obwohl sie durch Cyrus in ihrem
Land und zu persönlicher Freiheit wiederhergestellt wurden, waren sie als
Nation nacheinander den Medo-Persern, Griechen und Römern untertan.
DIE PROPHEZEIUNG DANIELS VON 70 WOCHEN
Der Prophet Daniel hatte einen Zeitraum von 70 Wochen (Dan. 9:24-27) prophezeit,
von denen sich 69 vom Ausgehen des Gebotes, Jerusalem wiederaufzubauen, bis
zum Messias, des Fürsten, erstrecken sollten (V. 25). Nehmen wir den Schlüssel
von einem Tag für ein Jahr (Hes. 4:6) so wären siebzig Wochen 490
symbolische Jahre, und 69 symbolische Wochen (483 Jahre) würden sich von
der Beauftragung Nehemias (Neh. 2:3-8; 6:15; 7:1) im Jahre 454 v.Chr. bis zum
Jahre 29 n.Chr. erstrecken, als Israels Messias, der Fürst, offenbart wurde.
In der Mitte der 70. Woche sollte Israels Messias weggetan werden, aber nicht
für sich selbst (V. 26). Und genau 3½ Jahre (eine Hälfte einer
symbolischen Woche) nach dem Herbst 29 n.Chr., im Frühjahr 33 n.Chr., wurde
Israels Messias gekreuzigt. Da die Juden ihren Messias verwarfen, ging die Periode
ihrer besonderen Gunst als Nation im Jahre 33 n.Chr. zu Ende, obwohl die besondere
Gunst für individuelle Juden bis zum Ende der 70. Woche (V. 27) 36 n.Chr.
andauerte, als die Gunst zu den Heiden, deren erster Kornelius war, auszugehen
begann(Apg. 10). Die Verwüstung der Stadt und des Heiligtums ist auch vorausgesagt
(V. 26, 27). Dies wurde erfüllt, als der römische Fürst –
Titus – und seine Armeen Jerusalem 70-73 n.Chr. zerstörten. Die großen
Leiden der Juden zu dieser Zeit und ihre anschließende Zerstreuung unter
alle Nationen sind in Lk. 21:20-24 vorausgesagt.
Ihre Zerstreuung in viele Länder während des Evangelium-Zeitalters
ist in vielen anderen Prophezeiungen vorausgesagt, z.B. in Jes. 43:5, 6; Jer.
16:13-16; 23:7, 8; 29:14; 30:11; 32:37. Andere Schriftstellen sagen auch die
Verwüstung ihres Landes und ihrer Städte voraus, z.B. 5. Mo. 29:22-24,
27; Jes. 17:4- 6; Jer. 4:20, 26-28; 12:4, 7, 10-13; 19:8; Am. 3:14; 5:3, 5;
7:8, 9; Mi. 1:6; Mt. 11:20-24.
DER WENDEPUNKT DER ZURÜCKKEHRENDEN GUNST
Auf dem Berliner Kongreß der Nationen im Juni 1878 erklärte das
Europäische Konzert der Nationen unter der Führung Disraelis, einem
Juden, der damals Premierminister von England war, zu einer Angelegenheit internationalen
Rechts, daß den Juden, samt der Beseitigung ihrer beschwerlichen Benachteiligungen,
das Recht zum Siedeln in Palästina gegeben werden sollte. Dort übernahm
England ein allgemeines Protektorat über die asiatischen Provinzen der
Türkei, zu denen auch Palästina gehörte. Die türkische Regierung
änderte ihre Gesetze für Ausländer, wodurch sich die Bedingungen
der Juden, die damals in Palästina ansässig waren, verbesserten. Dies
öffnete auch teilweise die Tür für andere, um sich dort, mit
dem Vorrecht Anteil an echtem Grundbesitz zu erhalten, niederzulassen. Vorher
war der Jude nur ein Hund, um von seinem mohammedanischen Herrscher geschlagen,
getreten und mißbraucht zu werden und dem die gewöhnlichsten Existenzrechte
versagt wurden in diesem Land mit Erinnerungen an die Vergangenheit und Verheißungen
bezüglich der Zukunft, die ihm heilig sind.Wir müssen uns jedoch daran
erinnern, daß das Jahr 1878 nur der Wendepunkt der Rückkehr der Gunst
zum fleischlichen Israel war. Sein erneuter Aufstieg zu Gunst und seine Rückkehr
zum Land sollte allmählich stattfinden, genau wie sein Fallen allmählich
erfolgte.
JEREMIA 16:14-16 UNTERSUCHT
Da Jer. 16:14-16 eine der deutlichsten Schriftstellen ist, die das Wiedersammeln
Israels ins Heilige Land beschreibt, werden wir sie in diesem Zusammenhang untersuchen.
Wir zitieren: „Darum siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da wird man
nicht mehr sagen: So wahr der HERR lebt, der die Söhne Israel aus dem Land
Ägypten heraufgeführt hat! sondern: so wahr der HERR lebt, der die
Söhne Israel aus dem Land des Nordens heraufgeführt hat und aus all
den Ländern, wohin er sie vertrieben hatte! Und ich werde sie in ihr Land
zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe. Siehe, ich will
zu vielen Fischern senden, spricht der HERR, die sollen sie fischen. Und danach
will ich zu vielen Jägern senden, die sollen sie jagen von jedem Berg und
von jedem Hügel und aus den Felsenklüften.“ Das „Land des
Nordens“ ist Rußland, wo bis vor kurzem die Hälfte der hebräischen
Nation ansässig war, und „alle Länder“ bezieht sich auf
alle anderen Länder, besonders auf die in Europa, wie Polen, Deutschland,
Rumänien, Ungarn usw., wohin die Israeliten während des Evangelium-Zeitalters
zerstreut wurden. Gott verheißt hier, sie von diesen Orten in ihr eigenes
Land zurückzubringen.
„DIE FISCHER“
Seit 1878 hat Gott im Einklang mit Seiner Verheißung in Jer. 16:16 „Fischer“
mit dem attraktiven Köder des Zionismus gesandt, um die Israeliten als
symbolischen Fisch nach Palästina zu ziehen. Diese Fischer bestanden teilweise
aus jenen Staatsmännern, die Israel bei der Rückkehr politisch beistanden;
teilweise aus jenen israelitischen Agitatoren, die ihre verfolgten Brüder
dazu erweckten, nach Palästina zu gehen; und teilweise aus jenen geistlichen
Israeliten (Christen), die den biblischen Zionismus verkündigten. Im Jahre
1882 begann Leo Pinsker, der Vorläufer von Dr. Theodor Herzl, ermutigt
durch die Aussichten, die durch den Berliner Kongreß der Nationen eröffnet
wurden, das zu predigen, was tatsächlich der Trost aus Jes. 40:1, 2 war.
Viele prominente Israeliten wie Lilienblum, Levanda, Ruelf usw. schlossen sich
ihm in einer weltweiten Verkündigung dieser Botschaft des Trostes an. Im
Jahre 1896 veröffentlichte Dr. Theodor Herzl seine Schrift „Der Judenstaat“,
das die Form der Agitation erweckte, die Zionismus im engen Sinne dieses Wortes
genannt wird. Alle Juden haben diesen Trost seit dem Frühjahr 1878 in immer
zunehmenden Maße erhalten.
„DIE JÄGER“
Jer. 16:16 erwähnt auch die „Jäger“, die die Juden von
jedem Berg (Reich), von jedem Hügel (die weniger hohen, weniger autokratischen
Regierungen, das sind die Republiken oder beschränkte Monarchien) und aus
den Felsenhöhlen (die verborgenen Verstecke unter den Bollwerken der menschlichen
Gesellschaft, wo sie während ihrer Zerstreuung Schutz fanden) jagen würden.
Ein Jäger jagt mit der Absicht zu töten. Die „Jäger“
beziehen sich hier auf die Verfolger und Schänder Israels. Im Jahre 1878
entstanden heftige Verfolgungen in Rumänien und Galizien, und besonders
in Rußland, das 1881 die Mai-Gesetze verabschiedete. Infolgedessen wurden
Juden unmenschlich aus ihren Häusern in Rußland, Polen, Rumänien
und Galizien gerissen. In den folgenden Jahren wurden Tausende von Juden verfolgt,
viele wurden unbarmherzig niedergemetzelt, andere wurden gezwungen, um ihr Leben
zu fliehen. Das Kischnew- Massaker von 1903, bei dem über 500 Juden kaltblütig
niedergemetzelt wurden, war eine von vielen dunklen Taten der Jäger, die
Israel dazu trieben, Zuflucht in anderen Ländern, unter anderem in Palästina,
zu suchen. Jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden zu Tausenden
mit Bajonetten zum Marsch gezwungen, um russischen Soldaten als menschliche
Schutzschilde zu dienen, die in der ersten Phase des Weltkrieges (1914-1918),
gegen den Feind marschierten. Die Heere einiger anderer Länder waren genauso
unbarmherzig, und in Polen wurden Tausende von Juden in Pogromen verbrannt.
Das Benutzen jüdischer Kinder und Erwachsener zur Vivisektion, ihre Sterilisation
und verschiedene unaussprechbare Greueltaten und die Ermordung von Millionen
von Juden, besonders durch Hitler und seine Komplizen, während der zweiten
Phase des Weltkrieges (1939-1945), veranlaßte viele zur Flucht. Einige
fanden ihren Weg nach Palästina zurück. So hat Gott den Zorn des Menschen
dazu benutzt, Ihn zu preisen (Ps. 76:10).
DAS WIEDERGESAMMELTE ISRAEL SCHLIESST ALLE 12 STÄMME EIN
Beim Versprechen, die Kinder Israels wiederzusammeln, bezog sich Gott nicht
nur auf die zehn Stämme (manchmal Israel, Ephraim usw. genannt) im Unterschied
zu den zwei Stämmen (im allgemeinen mit Juda bezeichnet), sondern vielmehr
auf alle zwölf Stämme, denn alle zwölf Stämme waren in „den
verlorenen Schafen des Hauses Israel“ dargestellt (Mt. 10:6), welches Haus
im Jahre 33 n.Chr. verworfen wurde. In Jes. 11:11, 12 wird deutlich angezeigt,
daß alle zwölf Stämme gemeint sind, da sowohl die zehn Stämme
als Israel als auch die zwei Stämme als Juda einzeln aufgeführt werden:
„Und es wird geschehen an jenem Tage, da wird der Herr noch zum zweiten
Male [genau wie Er beim ersten Male handelte, am Ende der babylonischen Gefangenschaft]
seine Hand ausstrecken, um den Überrest seines Volkes, der übrigbleiben
wird, loszukaufen . . . Und er wird den Nationen ein Panier erheben und die
Vertriebenen Israels zusammenbringen, und die Zerstreuten Judas wird er sammeln
von den vier Enden der Erde [all dieses geschieht seit 1878, geschah jedoch
niemals zuvor, denn vor ihrer Zerstreuung im Evangelium- Zeitalter waren die
zwölf Stämme nie an die vier Enden der Erde verstreut].“
Auch in Hes. 36:22, 24 bezieht sich Gott unter dem Namen Israel auf alle zwölf
Stämme, wenn Er sagt: „Darum sprich zum Hause Israel: . . . Ich werde
euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch
in euer Land [Palästina, ihr verheißenes Land] bringen.“ Dieses
Wiedersammeln sollte dem vollen Ende der heidnischen Nationen, in die sie Gott
zerstreut hat (Jer. 30:10, 11; 46:27, 28), vorausgehen und sollte von jedem
Teil der Erde erfolgen, damit „sie zu einer Nation . . . im Lande, auf
den Bergen Israels“ gemacht werden, „und sie sollen nicht mehr zu
zwei Nationen werden, und sollen sich fortan nicht mehr in zwei Königreiche
teilen. Und sie werden wohnen in dem Lande . . . bis in Ewigkeit“ (Hes.
37: 21, 22, 25).
DR. THEODOR HERZLS WERK
In den 1890er Jahren, als Dr. Herzl (besonders in seinem Buch Der Judenstaat)
Palästina als ein freies Heimatland für die verfolgten Juden vorstellte,
waren sich wenige unter ihnen bewußt oder wagten gar zu hoffen, daß
es wahrhaftig eine vollendete Tatsache innerhalb dieser Generation werden würde.
Sie trauerten um Zion und warteten; sie wußten im allgemeinen nicht, daß
Gottes festgesetzte „Zeit, es zu begnadigen“ (Ps. 102:13) wirklich
gekommen war. Außer in wenigen Fällen nahmen sie nicht wahr, daß
ihre bestimmte Zeit vollendet war (Jes. 40:2), daß ihr „Doppeltes“
erfüllt war, und daß die Gunst Gottes allmählich nach Israel
zurückkehrte; weder erahnten sie die Bedeutung der „sieben Zeiten“
der Züchtigung (3. Mo. 26:18, 21, 24, 28), noch daß dieser Zeitraum
der heidnischen Vorherrschaft, die „Zeiten der Nationen“ (Lk. 21:24),
ungefähr abgelaufen sei. Nichtsdestoweniger begannen Dr. Herzl und seine
Mitarbeiter – niemand wußte genau warum – hektisch an den jüdischen
Stolz zu appellieren, Gottes auserwähltem Volk, „Israel nach dem Fleisch“,
Patriotismus einfließen zu lassen, zionistische Gesellschaften in verschiedenen
Ländern zu gründen und alle Juden für mögliche große
bevorstehende Entwicklungen auszubilden und zu begeistern. Der erste internationale
Zionistenkongreß fand 1897 in Basel, in der Schweiz statt. Im Jahre 1900
begann dieser politische Zionismus viele zur Rückkehr nach Palästina
zu beeinflussen. Dr. Herzl setzte die Förderung der Sache des Zionismus
bis zu seinem Tod im Jahre 1904 aktiv fort, der für die zionistische Bewegung
wie ein betäubender Schlag kam. Danach wurde ihr Fortschritt für einige
Zeit unbeständig. Im Jahre 1909 sahen ihn ihre Führer auf des Messers
Schneide stehen und hatten die offene Befürchtung, sie würde zunichte
gehen.
NEUE ERMUTIGUNG GEGEBEN
Der Zionismus konnte jedoch nicht fehlschlagen, denn er hatte und hat immer
noch die Unterstützung des allmächtigen Gottes. Pastor Charles T.
Russell, ein nichtjüdischer Freund des jüdischen Volkes und gründlicher
Student der hebräischen Prophezeiungen, wurde gebraucht, um die ermattende
zionistische Bewegung wachzurütteln. Schon 1889, bevor selbst die jüdische
Welt viel von Herzl und dem Zionismus gehört hatte, veröffentlichte
Pastor Russell sein Buch „Die Zeit ist herbeigekommen“, in dem er
die Prophezeiungen darlegte, die deutlich zu erkennen gaben, daß das Jahr
1914 das Ende der „sieben Zeiten“ oder der „Zeiten der Heiden“
und einen bedeutenden Umschwung auch für Gottes auserwähltes Volk
Israel kennzeichnen würde. In seinem Buch „Dein Königreich komme“
(veröffentlicht 1891) nahm er ein langes Kapitel über „Die Wiederherstellung
Israels“ auf (beide Bücher sind noch immer erhältlich). Im Jahr
1910 veröffentlichte die Zeitschrift The Overland Mouthly eine Serie von
12 Artikeln aus der Feder Pastor Russells über „Gottes auserwähltes
Volk“, die große Neugier und Interesse unter dem jüdischen Volk
erweckte.
DAS TREFFEN IM HIPPODROM VON 1910
Im Jahre 1910, nachdem Pastor Russell aus Palästina zurückgekehrt
war, wo er sich mit Dr. Levy von der zionistischen Bewegung befreundete und
eine Ansprache an eine interessierte jüdische Zuhörerschaft in Jerusalem
hielt, luden ihn einige amerikanische Zionisten, hauptsächlich auf Empfehlung
Dr. Levy‘s, ein, eine Ansprache an eine jüdische Massenversammlung
im New Yorker Hippodrom zu halten. Wir zitieren hier ihr Einladungsschreiben
an ihn:
„New York, den 20. September 1910 „Pastor C. T. Russell, Brooklyn,
N.Y.
„Sehr geehrter Herr: Ihr, seit mehreren Jahren, sympathisches Interesse
am jüdischen Volk ist unserer Beachtung nicht entgangen. Ihre Verurteilung
der Grausamkeiten, die gegen unser Volk im Namen der Christenheit begangen worden
sind, hat unsere Überzeugung darin gestärkt, daß Sie ein aufrichtiger
Freund sind. Ihr Vortrag über ‚Jerusalem und die jüdischen Hoffnungen‘
traf eine ansprechende Saite in den Herzen so vieler unseres Volkes. Dennoch
zweifelten wir eine Zeitlang, ob irgendein christlicher Prediger wirklich an
einem Juden als Juden interessiert sein könne, und nicht bloß wegen
der Hoffnung, ihn zu bekehren. Aus diesem Gefühl heraus haben einige von
uns Sie gebeten, eine öffentliche Stellungnahme hinsichtlich der Art Ihres
Interesses an unserem Volk abzugeben, und wir wünschen, Sie wissen zu lassen,
daß die Stellungnahme, die sie gemacht haben, sehr zufriedenstellend gewesen
ist. In ihr versicherten Sie uns, daß Sie Juden nicht dazu auffordern,
Christen zu werden und sich irgendeiner protestantischen oder katholischen Sekte
oder Partei anzuschließen. Diese Erklärung, Pastor Russell, ist in
den jüdischen Zeitungen weit verbreitet worden. Wir fühlen deshalb,
daß wir uns als Volk vor Ihnen nicht zu fürchten brauchen. Ganz im
Gegenteil, in Ihrer Erklärung erwähnten Sie, daß die Grundlage
für Ihr Interesse an unserem Volk Ihr Glaube an die Zeugnisse unseres Gesetzes
und an die Botschaften unserer Propheten ist. Sie mögen es gut verstehen,
wie überrascht wir sind, einen christlichen Prediger zu finden, der einräumt,
daß es in der Bibel noch immer nicht erfüllte Prophezeiungen gibt,
die dem Juden und nicht dem Christen gehören, und daß diese Prophezeiungen
Ihren Studien zufolge einer Erfüllung entgegengehen, die von bedeutendem
Interesse für unser jüdisches Volk und durch uns als Volk für
die Nationen der Welt ist.
„Diese Dinge, Pastor Russell, haben zur Bildung eines jüdischen Massenversammlungs-Komitees
geführt, welches Sie durch diesen Brief ersucht, einen öffentlichen
Vortrag, besonders für unser Volk, zu halten. Wenn Sie diese Einladung
gütigst annehmen, würden Sie uns gestatten ein Thema für Ihre
Ansprache vorzuschlagen, das, wie wir glauben, für die Öffentlichkeit
und besonders für die Juden sehr interessant sein würde, nämlich:
‚Der Zionismus in der Prophezeiung‘?
„Für die Zusammenkunft schlagen wir Sonntag, den 09. Oktober, 15.00
Uhr vor. Wir haben für diese Zeit die Möglichkeit gesichert, das Hippodrom,
New Yorks größten und vornehmsten Vortragssaal, zu benutzen, und
wir hoffen, daß dieses Datum und der Ort für Sie annehmbar sind.
Wir versichern Ihnen auch eine große Anzahl tief interessierter Hebräer,
überdies mag jeder der allgemeinen Öffentlichkeit kommen.
„In dem Vertrauen, bald von Ihnen zu hören, unterschreiben wir höchstselbst,
Hochachtungsvoll Ihr
JÜDISCHES MASSENVERSAMMLUNGS-KOMITEE"
EINE SEHR UNGEWÖHNLICHE ZUSAMMENKUNFT
Mehr als 4.000 repräsentative Juden wohnten diesem Treffen im Hippodrom
bei und hörten, was für sie sehr ungewöhnlich zu hören war
– ein Heide wandte sich ihnen zu, noch dazu mit ihren eigenen hebräischen
Prophezeiungen! In seinem Vortrag sprach Pastor Russell über die Wegnahme
der Herrschaft von Zedekia, dem letzten aus dem Geschlecht Davids, der auf dem
Thron von Gottes vorbildlichem Königreich saß, als Nebukadnezar,
der König von Babylon, ihn stürzte und das Land verwüstete, und
wie den heidnischen Regierungen, mit Babylon beginnend (Dan. 2), ein Machtlehen
während der Zeitspanne verheißen wurde, in der Israel verworfen wurde.
Diese sollte andauern, bis der Messias, „dem das Recht gehört“
(Hes. 21:30-32), kommen und Gottes Königreich auf der Erde aufrichten würde.
Diese Zeitspanne der Herrschaft der Heiden wird in den Prophezeiungen als „sieben
Zeiten“ bezeichnet, die – in Harmonie mit dem symbolischen Gebrauch
an anderen Stellen in der Heiligen Schrift – als 7x360 oder 2520 Jahre
repräsentierend verstanden werden soll. Sie begann mit dem Sturz Zedekias
und reicht bis 1914, wenn das Lehen der Macht der heidnischen Regierungen an
der Zeit ist, in einer Zeit der großen Trübsal zu Ende zu gehen,
um so die Aufrichtung des Königreiches Gottes auf der Erde – mit Gottes
auserwähltem Volk, Israel, als seinem Hauptrepräsentanten und Werkzeug
unter den Menschen, durch den alle Nationen in Harmonie mit der Abraham gemachten
Verheißung gesegnet werden (1. Mo. 22:16-18) – durch den Messias
vorzubereiten.
Viele derjenigen, die am Anfang der Ansprache Pastor Russells schweigsam und
mißtrauisch waren, brachen später in Beifall aus, als er sie im Licht
ihrer Heiligen Schrift mit neuer Hoffnung inspirierte. Unter denjenigen, die
ihn bei dieser Zusammenkunft im Hippodrom hörten, waren viele jüdische
Rabbiner, Lehrer, Rechtsanwälte und Herausgeber, z.B. Dr. Jacobs vom American
Hebrew; W. J. Solomon und J. Brodsky vom Hebrew Standard; Louis Lipsky vom Maccabean;
A. B. Landau von der Wahrheit; J. Pfeffer vom Jewish Weekly; S. Diamont vom
Jewish Spirit; J. Barrondess vom Jewish Big Stick; Mr. Goldman von H ‘Yom
und Leo Wolfson, Präsident der rumänischen Gesellschaften.
EINE RELIGIÖSE ZIONISTISCHE BEWEGUNG BEGANN
Nach dieser Massenzusammenkunft im Hippodrom hielt Pastor Russell sowohl in
Amerika als auch in Europa Ansprachen an zahlreiche andere jüdische Zuhörer
zum selben Thema. Eine große Anzahl an Nachfragen nach seiner Literatur
über den Zionismus begann hereinzuströmen. Im Ergebnis des weitverbreiteten
Interesses veröffentlichte er eine besondere Zeitung, Die Stimme, in jiddischer
Sprache. Auch seine wöchentlichen Predigten in über 2.000 Zeitungen
erreichten 10 Millionen Leser jede Woche, einschließlich vieler Juden.
So begannen er und seine Mitarbeiter, die erschlaffende zionistische Bewegung
wachzurütteln, die bis zu jener Zeit hauptsächlich eine politische
Bewegung gewesen war; und in wenigen Jahren entfachten sie durch Appellieren
an die Prophezeiungen und Verheißungen, die dem Abraham gemacht wurden
(1. Mo. 22:16-18), das Feuer des Zionismus in religiöser (jedoch nicht
in Bekehrungs-) Hinsicht wieder, und allmählich erstrahlte Israel in dieser
Idee. Dies gab einen neuen Geist und Eifer, ein neues Leben und Sehnen für
das, was durch ihr Erschlaffen einem Tal verdorrter Gebeine ähnlich geworden
war. Es ist dieser Teil des Themas, das im Bild der Vision Hesekiels (Hes. 37:1-14)
dargestellt ist, ein Teil davon lautet folgendermaßen:
„Die Hand des HERRN kam über mich, und er führte mich im Geist
des HERRN hinaus und ließ mich nieder mitten im Tal; und dieses war voller
Gebeine . . . sehr vertrocknet. . . . Da sprach er zu mir: Weissage über
diese Gebeine und sage zu ihnen: Ihr vertrockneten Gebeine, höret das Wort
des HERRN! . . . Und ich lege Sehnen an euch und lasse Fleisch über euch
wachsen . . . und ich gebe Odem in euch, daß ihr lebendig werdet. . .
. Da entstand ein Geräusch, als ich weissagte, und siehe, ein Getöse:
und die Gebeine rückten zusammen, . . . Fleisch wuchs, . . . und der Odem
kam in sie, und sie wurden lebendig und standen auf ihren Füßen,
ein sehr, sehr großes Heer. Und er sprach zu mir: . . . diese Gebeine,
sie sind das ganze Haus Israel. Siehe, sie sagen: Unsere Gebeine sind vertrocknet,
und unsere Hoffnung ist verloren. . . . Darum weissage und sprich zu ihnen:
So spricht der Herr, HERR: Siehe, . . . mein Volk, . . . ich gebe meinen Geist
in euch, daß ihr lebt, und werde euch in euer Land setzen. Und ihr werdet
erkennen, daß ich, der HERR, geredet und es getan habe, spricht der HERR.“
DER WELTKRIEG – EINE ERFÜLLTE PROPHEZEIUNG
Obwohl Pastor Russell und seine Mitarbeiter somit, in dem sie sich auf die
Verheißungen und Prophezeiungen und ihre Erfüllung beriefen, die
zionistische Bewegung wiederbelebten, blieben viele immer noch hinsichtlich
der Durchführbarkeit des Zionismus skeptisch, denn die Türken kontrollierten
immer noch Palästina, und obwohl sie einigen Juden seit 1878 erlaubt hatten,
nach Palästina zurückzukehren, waren sie den zionistischen Hoffnungen
gegenüber nicht wohlgesinnt. Auch wegen des armseligen Zustandes des Landes
erschien es schwierig zu erkennen, wieviel Juden erwarten könnten, dort
ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch die so an der Durchführbarkeit
des Zionismus zweifelten, hatten keine Kenntnis von den Plänen Gottes für
Sein auserwähltes Volk, das fleischliche Israel. Außerdem waren viele
hinsichtlich des Endes der Zeiten der Nationen im Jahr 1914 skeptisch. Als das
Jahr 1914 kam, war die Erwartung hoch. Würde im Herbst des Jahres 1914
irgendein großer Umschwung in den Angelegenheiten der Welt kommen, wie
Pastor Russell es voraussagte, um zu zeigen, daß das Lehen der Macht der
Heiden abgelaufen war, und daß Gott Israels Rückkehr in ihr Heimatland
begünstigen würde?
Der Beweis, daß die „sieben Zeiten“ (2520 Jahre) zu Ende gegangen
waren, kam mit dem plötzlichen Ausbruch des Weltkrieges, Phase I, gewöhnlich
Erster Weltkrieg genannt. Es war der zehnte Tag des fünften Mondmonats
des Jahres 607 v.Chr., als der Tempel, das Haus des Königs usw. in Jerusalem
durch die Babylonier in Brand gesteckt worden war (Jer. 52:12, 13); und genau
2520 Jahre später, am 10. Tag des fünften Mondmonats (am 1. August
1914), begann der Weltkrieg, der erste Teil der großen „Zeit der
Drangsal, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht bis zu
jener Zeit“, „noch je sein wird“ (Dan. 12:1; Mt. 24:21), welche
die Regierungen der Heiden stürzt und die Aufrichtung des Königreiches
Gottes auf der Erde vorbereitet. Hier erfolgte in der Tat eine bemerkenswerte
Erfüllung der Prophezeiung; mehr als 25 Jahre zuvor hatte Pastor Russell
aus den Prophezeiungen den genauen Beginn der Zeit der Drangsal im Herbst 1914
vorausgesagt!
DER BRITISCHE PALÄSTINA-FELDZUG
Als im Dezember 1917 Jerusalem den Türken entrissen worden war, waren
nicht nur die Juden, sondern die ganze Welt erregt. Jeder schien zu ahnen, daß
dort etwas höchst Ungewöhnliches und Bedeutsames geschehen war. Während
des Palästina-Feldzuges waren die britischen Truppen gemäß den
Berichten seltsam erregt, wie sonst auf keinem anderen Schlachtfeld; alle waren
gierig nach Informationen hinsichtlich der Geschichte jeder eroberten Stadt
oder jedes Hügels. Die Leserschaft der Welt hatte ein so starkes Interesse
daran, daß die vielen Zeitungskorrespondenten damit beschäftigt waren,
Bibeln zu durchblättern und die Aufzeichnungen des Alten Testaments den
aktuellen Ereignissen anzupassen und Spalte für Spalte Berichte mit Darstellungen
von Ereignissen zu telegrafieren, die auf denselben Schlachtfeldern in den Tagen
der alten Geschichte Israels geschahen.
Indem Palästina den rücksichtslosen Türken entrissen wurde, wurden
die Hoffnungen des Zionismus in großem Ausmaß wiederbelebt. Die
Einnahme Jerusalems brachte den Juden große Freude – besonders denjenigen,
die sich nach dem Land ihrer Väter sehnten, die, wenn sie beteten, unaufhörlich
ihr Angesicht nach Jerusalem richteten (1. Kö. 8:46-53; 2. Chr. 6:36-39),
die ihre Toten ostwärts gerichtet begruben, und die absichtlich jedes Hauses,
das sie zum Bewohnen bauten, teilweise unfertig ließen, um der Tatsache
stumm Zeugnis zu geben, daß sie nur Gäste, Wanderer, Pilger in einem
fremden und nicht in ihrem eignen Land waren! Selbst Lord Rothschild, der einer
der wohlhabendsten Bankiers der Welt war, ließ eine der Säulen in
seinem palastartigem Haus unfertig und deutete auf diese Weise seine Rolle als
Kind der Zerstreuung an einem nur zeitlich befristeten Ort an und drückte
symbolisch die Hoffnung aus, daß Israel eines Tages in der Lage sein möge,
seine Zelte zusammenzufalten und nach Hause zurückzukehren.
WIE JERUSALEM VERSCHONT WURDE
Die Verschonung Jerusalems am 9. Dezember 1917 – ohne Bomben oder Geschützfeuer
und ohne die Zerstörung seiner heiligen Gebäude – erscheint geradezu
als ein Wunder. Jerusalem ist als eine natürliche Festung oder als ein
Bollwerk nahezu uneinnehmbar. Die türkische Armee hätte sich für
lange Zeit behaupten können, und die Stadt hätte ausgebombt und mit
einer noch schrecklicheren Zerstörung vernichtet werden müssen, als
sie durch Nebukadnezar 607 v.Chr. zu Beginn der „sieben Zeiten“ (7x360
oder 2520 Jahre vor dem Herbst 1914) oder durch Titus und die römische
Armee am Ende des jüdischen Zeitalters niedergeworfen wurde. Doch da die
Zeit der Gunst Gottes für Israel gekommen war, verschonte Er Jerusalem
vor der Zerstörung – sie wurde tatsächlich ohne einen einzigen
Schuß eingenommen, obwohl sie von wilden und gut ausgebildeten türkischen
Truppen gehalten wurde.
Erst nach dem Waffenstillstand kam die ganze Geschichte der leichten Einnahme
Jerusalems ans Licht. Es wird berichtet, als General Allenby sich mit seiner
Armee näherte, fragte er sich, wie er die Stadt am Besten einnehmen könne,
ohne zuviel Schaden anzurichten. Er wollte sie nicht zerstören, und verabscheute
den Gedanken von Verwüstung und Blutvergießen inmitten ihrer heiligen
Mauern. Doch Krieg ist Krieg, und er hatte eine Pflicht zu erfüllen. Während
er so versuchte, Pläne für die Einnahme und gleichzeitige Verschonung
der Stadt aufzustellen, erreichte ein feindlicher Bote den türkischen Kommandanten
und berichtete, daß eine starke Armee, angeführt vom mächtigen
General namens Allah-Bey (Allenby), sich nähere. Der türkische Titel
Bey, der nach einem Namen benutzt wird, bezeichnet eine besondere Achtung oder
einen besonderen Rang. Die Nachricht verbreitete sich schnell unter den abergläubischen
moslemischen Truppen, und der magische Name Allenby wurde von ihnen als Allah-Bey,
oder, wie der Name im Arabischen gelesen werden kann, als Allah- Nebi verstanden,
was „Der Prophet Allahs“ bedeutet. Erschrocken durch das, was für
sie ein heiliger Name war, weigerten sie sich, gegen einen „Propheten Allahs“
zu kämpfen, da sie den Zorn Allahs fürchteten. Unfähig mit dieser
Situation zurechtzukommen, gab der Kommandant schließlich Befehle, die
Stadt hastig zu räumen, bevor „Allah-Bey“ ankommt.
Nach dem demütigen Einzug in die Stadt zu Fuß und ihre Übernahme
stellte General Allenby Lebensmittel für die ausgehungerte Bevölkerung
zur Verfügung und erlaubte ihnen, ihren friedfertigen Beschäftigungen
wieder nachzugehen. Danach stieß er mit seinen Truppen und der unter jüdischer
Flagge kämpfenden „jüdischen Legion“ weiter und befreite
den Rest Palästinas von den Türken. Doch schließlich verlor
sein Name seine Magie, als die Türken ihn besser zu verstehen begannen,
und er stieß auf großen Widerstand. Dennoch stieß er weiter
in Richtung Norden und bis zum Herbst wurde Damaskus eingenommen. Zwei Wochen
nachdem es der „jüdischen Legion“ gelang, die Türken jenseits
der alten Grenze Salomos und Davids in der Nähe von Damaskus zu treiben,
befreiten sie das ganze Land von diesem Volk, das seit Jahrhunderten der Hauptdorn
in Israels Auge war, der allgemeine Waffenstillstand wurde erklärt, und
der Krieg, der seit vier Jahren getobt hatte, kam überall auf der Welt
zu einem plötzlichen Ende. Es war, als ob Gott gesagt hätte: „Das
Hauptziel, sofern es Mein auserwähltes Volk betrifft, ist jetzt erreicht;
daher beendet euren Kampf und laßt Israel ziehen und ihr Heimatland wiederaufbauen“.
DIE ERGEBNISSE DES WELTKRIEGES FÜR DEN ZIONISMUS VON VORTEIL
Auf diese Weise endete die erste Phase des Weltkrieges (1914 bis 1918) mit
großen Vorteilen für die Rückkehr der Juden in ihr Heimatland.
Nicht nur Palästina wurde von der Gewaltherrschaft der Türken befreit,
sondern auch Britannien wurde dazu bedrängt, der zionistischen Bewegung
zu helfen. Zum richtigen Zeitpunkt nahm dieser Druck so stark zu, daß
Britannien am 02. November 1917 veranlaßt wurde, die Balfour-Deklaration
herauszugeben, wodurch es verpflichtet wurde, „die Schaffung eines Nationalheimes
für das jüdische Volk in Palästina mit Wohlwollen zu betrachten“
und „die größtmöglichen Anstrengungen zu machen, um das
Erreichen dieses Zieles zu erleichtern“. Die anderen alliierten Mächte
stimmten dieser Erklärung zu. Somit war der Weg für eine sprunghaft
voranschreitende Rückkehr Israels in das Land geöffnet worden.
Nach dem Ende des Weltkrieges, Phase I, wurde Britannien im April 1920 auf der
Konferenz der Siegermächte in San Remo mit dem Mandat über Palästina
betraut. Dieses Mandat wurde 1922 durch den Völkerbundsrat bestätigt,
obgleich es offiziell erst im September 1923 in Kraft trat. Eigentlich sollte
dies zu einer unbegrenzten jüdischen Einwanderung nach Palästina führen,
doch das geschah nicht; auf Grund arabischer Opposition und Unruhen in Palästina
begrenzte Britannien die Einwanderung. Der Herr brachte jedoch zur rechten Zeit
solch einen Druck auf Britannien (zum Teil durch den Weltkrieg Phase II), daß
sie gezwungen waren, die Israeliten mit weniger Einschränkungen einwandern
zu lassen.
EINE ANERKANNTE NATION
Nach langem Warten, nach vielen Jahren der Verhandlungen und dem Ende des britischen
Mandats wurde der Staat Israel im Mai 1948 gegründet. Dies bezeichnete
den Anfang einer beträchtlichen Zunahme der Anzahl zurückkehrender
Israeliten, z.B. kehrten zwischen 1948 und 1951 über 684.000 zurück.
Seit damals sind viele weitere auf dem Luftweg, Wasserweg usw. zurückgekehrt.
Unter dem 1950 vom israelischen Parlament verabschiedeten „Gesetz der Rückkehr“
wurden die Tore Israels für jeden geöffnet, der zurückzukehren
wünschte. Es ist berichtet worden, daß Juden aus 64 unterschiedlichen
Ländern kamen, und daß es jetzt mehr als 1,6 Millionen Juden in Palästina
gibt. In den Jahren 1948-49 waren die Juden im Krieg mit den Arabern siegreich.
Gott wird die Israeliten weiterhin unterstützen, um das Heilige Land von
den Arabern zu befreien. Er wird es Israel ganz zum Besitz geben, so wie die
Prophezeiungen es uns versichern, und wird ihre Grenzen so wie in den Tagen
Davids und Salomos ausdehnen.
EIN VERWÜSTETES LAND WIEDERHERGESTELLT
Die erste Phase des Weltkrieges (1914-1918) hatte Palästina wirtschaftlich
in einer sehr ernsten Notlage hinterlassen. Die türkischen Armeen hatten
das Land überrannt, geplündert und verwüstet, und in den vorangegangenen
Jahrhunderten hatten die Türken und Araber die Wälder rücksichtslos
zerstört, dem Boden seine Fruchtbarkeit geraubt und wenig oder gar nichts
getan, um der Bodenerosion vorzubeugen, bis im Jahr 1918 die Hälfte des
Landes als unfruchtbar beschrieben wurde. Aber die Dinge sollten eine entscheidende
Wende zum Besseren nehmen. Gott hatte verheißen (Jer. 32:37, 41-44), daß
Er „ihre Gefangenschaft wenden“ und „sie in Sicherheit wohnen
lassen“ werde. Weiterhin verhieß Er in Am. 9:14, 15: „Ich werde
die Gefangenschaft meines Volkes Israel wenden, und sie werden die verwüsteten
Städte aufbauen und bewohnen, und Weinberge pflanzen und deren Wein trinken
und Gärten anlegen und deren Frucht essen. Und ich werde sie in ihrem Land
pflanzen; und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Land, das
ich ihnen gegeben habe [das Land, das dem Samen Jakobs als ein ewiges Besitztum
verheißen wurde – 1. Mo. 48:4; 17:8]“. Diese Prophezeiungen
sind auf wunderbare Weise, zum Erstaunen der Welt, vor ihren Augen erfüllt
worden.
Wo immer auch die zurückkehrenden Verbannten siedeln, stellen sie die einstige
Fruchtbarkeit des Landes unter göttlicher Segnung durch wissenschaftliche
Landwirtschaft und Obstanbau wieder her. Im Jahre 1927 begannen die Teiche Salomos,
die seit Jahrhunderten trocken waren, wieder überzulaufen, und beachtliche
270.000.000 Liter Wasser befanden sich nach geschätzten Messungen in den
Teichen. Zu der Zeit wurde der Hochkommissar von Palästina gebeten, einen
Tag zur öffentlichen Danksagung für dieses offensichtliche Wunder
zu erklären. Seit vielen Jahrhunderten waren die „Früh-regen“
kärglich gewesen, während die „Spätregen“ vollständig
aufgehört hatten. Aber in Übereinstimmung mit den Berichten sind dieselben
zur Freude des Landes mit dem Ergebnis wiedergekehrt, daß einige Teile
Palästinas zwei bis drei Ernten pro Jahr einbringen. Durch Bewässerung,
Entwässerung usw. sind Hunderttausende Hektar aus einem sumpfigen, dürren
und Malaria verseuchtem Zustand in fruchtbares Land umgewandelt worden. Das
Esdrelontal (Jesreeltal) z.B., ein ausgedehnter Malariasumpf, wurde in einen
Garten Eden verwandelt. Die Früchte Palästinas, z.B. Orangen, werden
allen anderen in der Welt als überlegen angesehen. Nahezu 18.000 Tonnen
Oliven, die größte Ernte der vergangenen Jahre, wurden während
des letzten Jahres in Israel gepflückt; und über 1.000 Olivenölmühlen
arbeiten zur Zeit und stellen zahlreiche Produkte her. Tatsächlich, 0 Israel,
Gott „läßt euch Regen herabkommen, Frühregen und Spätregen
wie zuvor. Und die Tennen werden voll Getreide sein, und die Kufen überfließen
von Most und Öl“ (Joe. 2:23, 24).
Jüdische Organisationen außerhalb Palästinas, besonders in Amerika,
haben Israels Wiederherstellung in ihrem Land außerordentlich unterstützt.
Allein in Amerika, berichtet man, wurde über eine Milliarde Dollar in den
vergangenen zehn Jahren für das menschenfreundliche Werk in Israel gesammelt.
Das Bauen schreitet in einem enormen Tempo fort. Jerusalem vergrößert
sich genau so, wie es in Jer. 31:38- 40 vorausgesagt worden ist. Im Jahr 1910
war Tel-Aviv lediglich eine Hand voll Zelte; heute ist es eine blühende
Hafenstadt mit über 400.000 Einwohnern. Haifa war ein kleines Dorf; heute
ist es einer der schönsten Häfen am Mittelmeer. Wahrhaftig, „sie
werden die uralten Trümmerstätten aufbauen, die Verwüstungen
der Vorzeit wiederaufrichten; und sie werden die verödeten Städte
erneuern, was wüst lag von Geschlecht zu Geschlecht“ (Jes. 61:4).
Die Juden werden fortfahren, das Land schnell aufzubauen, und werden es enorm
reich machen. Weltweite Unruhe wird viele wohlhabende Israeliten dazu beeinflussen,
unermeßliche Millionen an Schätzen nach Palästina abzuzweigen
und dort zur Sicherheitsverwahrung gegen finanzielle Verluste während der
Zeit anzusammeln, in der die heidnischen Nationen in die weiteren Stufen dieser
Zeit der großen Drangsal verwickelt werden. Nachdem ihre Revolution und
Anarchie ihren Tribut gefordert und die Bevölkerung der Heiden dezimiert
haben wird (Jer. 25:33), wohingegen die Juden in verhältnismäßigem
Frieden und Sicherheit leben, wird der Rest der europäischen, asiatischen
und afrikanischen Nationen, die die erfolgreichen Israeliten betrachten, dazu
erregt werden, sie mit dem Ergebnis zu plündern, daß sie die Drangsal
Jakobs, Teil II, (Jer. 30:4-8) über sie bringen werden – der letzte
Tropfen aus Israels Kelch der Leiden. Doch ihr Messias wird ihnen eine solch
außergewöhnliche Befreiung geben (Hes. 38:18-39:29), daß sie
sich wie ein Mann zum Herrn umkehren werden (Sach. 12:9, 10); und das Heilige
Land wird danach unbestreitbar ihres sein. Somit werden sie als Nation in ihrem
Heimatland der Mittelpunkt der Menschheit auf der Erde sein, vorbereitet und
wartend auf den Empfang der irdischen Phase des tausendjährigen Königreiches,
das zuerst in ihrer Mitte aufgerichtet wird.
DIE HAUPTSTADT DES KOMMENDEN KÖNIGREICHES
Es ist interessant zu beobachten, daß trotz starker Proteste bestimmter
heidnischer Regierungen die Hauptstadt Israels, einschließlich des Außenministeriums,
jetzt aus Tel-Aviv vollständig verlegt und in Jerusalem fest gegründet
ist. Dies ist so, wie es sein sollte, denn unter der neuen Ära, die bald
mit ihrer Herrschaft des Friedens aufgerichtet wird, „von Zion wird das
Gesetz ausgehen, und des HERRN Wort von Jerusalem.“ (Jes. 2:3), –
und nicht von Tel-Aviv, was durch Erlaß der UN Hauptstadt bleiben sollte,
weil sie an ihrem Plan festhielt, Jerusalem unter internationale Kontrolle zu
stellen.
Jerusalem soll die Hauptstadt des kommenden Königreiches auf der Erde werden,
für das Christen immer noch beten: „dein Königreich komme; dein
Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden“. Der Apostel Paulus
erklärte (Röm. 11:25, 26): „Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren,
bis die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird“, und daß danach
„ganz Israel errettet werden wird [befreit von ihrer Verstockung - Sach.
12:10], wie geschrieben steht: ‚Es wird aus Zion der Erretter kommen [der
Messias und Seine Miterben – Offb. 14:1; Ob. 21], er wird die Gottlosigkeiten
von Jakob [dem fleischlichen Israel] abwenden‘“. Der Messias baut
jetzt die Hütte Davids wieder, die verfallen war, damit der Rest der Menschheit
nach dem Herrn suchen möge (Am. 9:11, 12; Apg. 15:15-17), denn Abrahams
Same soll alle Familien der Erde segnen (1. Mo. 22:18; Sach. 8:13- 23; 14:16,
17; Jes. 2:2-4).
,,Jauchze, du Tochter Zion, juble, Israel! Freue dich und sei fröhlich
von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem! Denn der HERR hat die Gerichte von
dir abgewendet, er hat deinen Feind weggeräumt! Der HERR, der König
Israels, ist in deiner Mitte; du brauchst kein Übel mehr zu fürchten!
In jenen Tagen wird man zu Jerusalem sagen: Fürchte dich nicht! Zion, laß
deine Hände nicht sinken! Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein
Held, der helfen kann; er wird sich über dich freuen mit Wonne, er wird
schweigen in seiner Liebe, er wird über dir jubelnd frohlocken. Die Bekümmerten,
die der Versammlungen entbehren mußten, will ich sammeln; sie waren von
dir, [aber] eine Last auf dir, ein Vorwurf. Siehe, ich will zu jener Zeit alle
deine Peiniger unterdrücken und will dem Hinkenden helfen und das Verstoßene
sammeln und will sie zu Lob und Ehren machen in allen Ländern, wo sie jetzt
verachtet sind. Zu jener Zeit will ich euch hereinbringen, zur Zeit, da ich
euch sammeln werde; denn ich will euch zu Lob und Ehren machen unter allen Völkern
der Erde, wenn ich euer Gefängnis vor euren Augen wenden werde, spricht
der HERR.“ (Zeph. 3:14-20). „Gelobt sei der HERR, der Gott Israels,
von Ewigkeit zu Ewigkeit, und alles Volk soll sagen: Amen! Hallelujah!“
(Ps. 106:48).
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