GEDULD
Wenn es im Lauf des Christen keine Hindernisse geben würde, bestünde nicht die Notwendigkeit der Geduld, als ein Teil der Willenskraft. Denn, sofern die Willenskraft betroffen ist, würde dann die Selbstbeherrschung für alle Zwecke des Lebens des Christen ausreichend sein, doch da wir im christlichen Leben mit vielen Hindernissen konfrontiert werden, bedürfen wir einer stärkeren Gnade als die Selbstbeherrschung, um uns sicher durch die verschiedenartigen prüfenden Erfahrungen, die mit unserem Lauf verbunden sind, zu bringen. Diese stärkere Gnade ist die Geduld.
Die Geduld handelt nach der eben gemachten Aussage, ganz besonders, wenn wir uns
inmitten widriger Zustände befinden. Diese Zustände sind verschiedenartig
und zahlreich, wie die folgende Aufzählung zeigt: Verluste, Enttäuschungen,
Verzögerungen, Beschränkungen, Verlassensein, Verschulden, Misserfolge,
Fehler, Mängel, Schwächen, Züchtigungen, Bedürfnisse, Nöte,
Ermüdung, Krankheit, Schmerz, Kummer, Differenzen, Missverständnisse,
falsche Darstellungen, Widersprüche, Widerstände, Sichtungen, Verfolgungen
und Leiden. Dies sind die am vorwiegensten ungünstigen Umstände, die
in die Erfahrungen des Volkes Gottes gelangen, das danach trachtet, sich in der
Ähnlichkeit des teuren Erlösers zu entwickeln. Und da es den Umständen
dieser Art entgegentreten muss, ist die Geduld als Verstärkung der Selbstbeherrschung
erforderlich. Während die Selbstbeherrschung inmitten dieser gegensätzlichen
Umstände handeln will und handelt, ist sie allein nicht stark genug, sie
zu ertragen, und aus diesem Grund muss sie durch die Geduld verstärkt werden.
Somit nehmen wir die Umstände zur Kenntnis, in welchen die Geduld handelt,
und wir gelangen dahin, die große Notwendigkeit unseres Besitzes dieser
Eigenschaft zu erkennen. Aus diesem Grund werden wir es gemäß des Gedankens
der Heiligen Schrift von äußerster Wichtigkeit finden, zu unserer Selbstbeherrschung
die Geduld hinzufügen.
Was ist die Geduld? Wie im Falle der Selbstbeherrschung, so finden wir auch im
Falle der Geduld ein Missverständnis, das hinsichtlich der Bedeutung des
Wortes weit verbreitet ist. Und es ist merkwürdig, dass sie dasselbe Wort,
das viele mit Selbstbeherrschung verwechseln, ebenfalls mit Geduld verwechseln,
d.h. die Langmut. Wenn deshalb die Durchschnittsperson jemanden in wütend
machenden Umständen ruhig, sich nicht ärgerlich betragen sieht, wird
er sagen: "Wie geduldig ist er!" Er kann es sein, und er kann es nicht
sein. Nicht wenige Kundgebungen von Langmut zeigen das Fehlen von Geduld an, ebenso
zeigen viele Kundgebungen von Geduld das Nichtvorhandensein von Langmut an. Deshalb
bestreiten wir, dass Langmut und Geduld ein und dieselbe Sache sind.
Warum wird der Fehler gemacht? Wir antworten, teilweise aus folgenden Gründen:
Geduld ist wie die Selbstbeherrschung eine allgemeine Gnade. Sie wirkt in Verbindung
mit allen unseren anderen Gnaden und durch sie, und sie offenbart sich unter anderem
nach den Grundzügen der Langmut. Aus diesem Grund haben viele die beiden
verwechselt. Doch sie offenbart sich auch nach anderen Grundzügen, z.B. der
Nachsicht, Freigebigkeit, Freimütigkeit, Genügsamkeit, Selbstaufopferung,
Tapferkeit, Aktivität, Einfalt, Demut, des Friedens, der Sanftmut, des Gehorsams,
Eifers, der Sanftheit, Freude, Treue usw. Somit sehen wir, dass sie sich durch
viele Charaktereigenschaften offenbart, und aus diesem Grund erkennen wir, dass
sie eine allgemeine Gnade ist. Wir sollen ungelehrte Leute nicht tadeln, die diese
beiden Wörter besonders im gewöhnlichen Gespräch miteinander vermischen,
da wir finden, dass die Gebildeten sie auch häufig verwechseln.
Diese Verwechslung wurde zum Teil durch die Übersetzer der King James Übersetzung
des Neuen Testamentes verursacht. Im Griechischen gibt es wie im Englischen zwei
unterschiedliche Wörter für die Gedanken, die durch diese beiden Wörter
angegeben werden. Das griechische Wort makrothumia bedeutet Langmut, und das griechische
Wort hupomone bedeutet Geduld. Manchmal gaben die Übersetzer hupomone mit
Langmut wieder, und manchmal gaben sie makrothumia mit Geduld wieder. Dies hat
bei der Durchschnittsperson mehr oder weniger Verwirrung hinsichtlich der Bedeutung
dieser beiden Wörter, wenn er sie in der Heiligen Schrift liest, verursacht.
Was ist dann der Unterschied zwischen den Bedeutungen dieser beiden Wörter?
Kurze Definitionen von ihnen werden uns im Verständnis dieser helfen. Langmut
ist eine stille, nicht übelnehmerische Haltung einer Person inmitten wütend
machender Umstände und ist, wie wir es nennen, eine zweitrangige Gnade, d.h.
eine Gnade, die sich als Ergebnis der höheren erstrangigen Gnaden, die die
Anstrengungen der niedrigeren erstrangigen Gnaden, uns zu beherrschen, unterdrücken,
entwickelt hat. Dagegen ist die Geduld die Stärke des Charakters, wodurch
jemand durch Standhaftigkeit inmitten Hindernisse, die freudig ertragen werden,
vorwärtsdrängt und die Selbstbeherrschung im Gutestun verstärkt.
Aus diesen Definitionen sehen wir, dass die Geduld eine entschieden wichtigere
Gnade als die Langmut ist. Sie ist nicht nur eine erstrangige Gnade, sondern eine
der höheren dominierenden erstrangigen Gnaden.
Wir wollen diese Definition der Geduld etwas sorgfältiger studieren. Wir
beachten an erster Stelle, dass sie aussagt, dass Geduld Charakterstärke
ist. Der Grund, warum wir diese in die Definition eingefügt haben, liegt
darin, dass die Geduld ein Teil der Macht ist. Der heil. Petrus gibt bei der Analyse
der Hinzufügungsfunktion die Selbstbeherrschung als erstes an, danach folgt
die Geduld. Mit diesen zwei Wörtern gibt er uns die Bestandteile der Macht
an. Wenn von der Macht als Charaktereigenschaft gesprochen wird, sollen wir nicht
verstehen, dass die Bibel damit physische Kraft meint, sondern Macht des Willens,
Hartnäckigkeit des Willens, Willensstärke. Eine solche Willensstärke
besteht aus Selbstbeherrschung und Geduld.
Sowohl Selbstbeherrschung als auch Geduld sind Charakterstärke. Wie können
wir sie nun von der Geduld unterscheiden? Die Unterscheidung zwischen den Bedeutungen
dieser beiden Wörter kann wahrscheinlich am allerbesten aus einem Studium
ihrer Definitionen erkannt werden. Die Selbstbeherrschung ist die Charakterstärke,
wodurch wir uns im Gutestun durch Beständigkeit beherrschen, wohingegen die
Geduld die Charakterstärke ist, wodurch wir durch Standhaftigkeit inmitten
Hindernisse, die freudig ertragen werden, vorwärtsdrängen und die Selbstbeherrschung,
die uns im Gutestun beherrscht, verstärken. Der Kern der Bedeutung des Wortes
Selbstbeherrschung liegt in dem Wort Beständigkeit, und der Kern der Bedeutung
des Wortes Geduld liegt in dem Wort Standhaftigkeit. Das letztere Wort bedeutet
deshalb nicht Langmut. Die folgenden Wörter sind sinnverwandt mit der Geduld:
Stetigkeit, Standhaftigkeit, Fortbestehen, Beharrlichkeit, Verharren, Unaufhörlichkeit,
Hartnäckigkeit. Dies sind, wie später gezeigt wird, die Vorstellungen,
die uns die Bibel hinsichtlich der Bedeutung des Wortes Geduld gibt.
Nach dieser Definition wird die Geduld inmitten gegensätzlicher Zustände,
inmitten Hindernisse aller Arten ausgeübt. Dem Herrn gefällt es wohl,
dass wir solchen Zuständen gegenüberstehen, denn durch unser Niederschlagen
dieser Hindernisse entwickeln wir die Charakterstärke zum Überwinden.
Da wir in unseren Charakteren Geduld haben müssen, und da solche Umstände
zu ihrer Entwicklung erforderlich sind, hat Gott daran Wohlgefallen, dass diese
gegensätzlichen Umstände in unser Leben kommen, damit wir durch Entwicklung
dieser Eigenschaft umso besser befähigt sind, Hindernissen zu begegnen. Diesen
soll nicht mit einem sich beklagenden oder murrenden Geist, sondern mit einem
freudigen und willigen Geist begegnet werden. Diese Hindernisse müssen von
denen, die den Wunsch haben, die Geduld zu entwickeln, freudig ertragen werden.
Deshalb bildet die Vorstellung freudigen Ertragens einen Teil des Gedankens der
Geduld und ist daher in die Definition eingefügt.
Die Geduld ist nicht vornehmlich eine passive Gnade. Sie ist eine Eigenschaft,
die etwas, das zu ertragen ist, d.h. etwas von Passivität, Böses zu
leiden, voraussetzt. Doch darin ist zusätzlich und vornehmlich eine Menge
an Aktivität enthalten, sonst wäre sie keine erstrangige Gnade. Sie
ist eine sehr tatkräftige Eigenschaft. Wenn ihre Funktion einfach darin bestehen
würde zu ertragen, würde sie den Vorstellungen der Langmut und der Nachsicht
sehr nahe verwandt sein. Und teilweise, weil die Geduld die Vorstellung des freudigen
Ertragens enthält, haben sie viele mit der Langmut verwechselt. Beachte auch,
ihre Beziehung zur Selbstbeherrschung: Inmitten Hindernisse, die freudig ertragen
werden, drängt sie vorwärts - hört nicht auf, sondern tut weiterhin
den Willen des Herrn richtig und verstärkt die Selbstbeherrschung im Ausüben.
Dies ist ihr besonderes Werk, ihre besondere Funktion.
DER BIBLISCHE BEWEIS
Bevor wir unser Thema weiter erörtern, haben wir den Wunsch, stehen zu
bleiben und aus der Bibel zu beweisen, dass die Geduld die Vorstellung von Unaufhörlichkeit,
Hartnäckigkeit, Standhaftigkeit zum zentralen Gedanken hat. "Wer aber
ausharrt [erträgt - KJV - Anm. d. Übers.] bis ans Ende, dieser wird
errettet werden" (Mt. 10:22). Die Vorstellung von Geduld, Beharrlichkeit
wird in diesem Vers ausgedrückt. Die Diaglott gibt das Wort richtiger wieder:
"Wer geduldig erträgt bis ans Ende, wird errettet werden." Offensichtlich
ist dies der Gedanke des Textes. Wenn nur Ertragen gemeint wäre, wäre
es nicht genug, denn einfach bis ans Ende zu ertragen, würde uns nicht
zu Überwindern machen; denn es muss sowohl ein aktives Arbeiten als auch
ein passives Ertragen sein, das uns zum Überwinden befähigt. "Wer
geduldig erträgt [im Gutestun] bis ans Ende, wird errettet werden."
Röm. 2:7 verbreitet ebenfalls Licht auf die Bedeutung der Geduld: "Die
mit [geduldigem - KJV - Anm. d. Übers.] Ausharren in gutem Werke Herrlichkeit
und Ehre und Unverweslichkeit suchen" werden von Ihm ewiges Leben erhalten.
Die zwei Wörter "geduldiges Ausharren" sind die Wörter,
die von den Übersetzern benutzt wurden, um das griechische Wort hupomone,
mit Geduld wiederzugeben. Die Übersetzer hatten den Gedanken einer Standhaftigkeit
im Sinn, die Böses freudig erträgt und die im Gutestun trotz des Bösen
vorwärtsdrängt, als sie die Worte "geduldiges Ausharren"
benutzten. Deshalb setzten sie das Adjektiv geduldig vor das Wort Ausharren.
Wenn jemand bloß langmütig ist, wenn er nur passiv ist, wird er kein
Überwinder sein. Er macht nur von einer zweitrangigen Gnade Gebrauch, während
das Vorherrschen der höheren erstrangigen Gnaden eine Person zum Überwinder
macht. Wer es durch Standhaftigkeit, Beharrlichkeit, Unaufhörlichkeit im
Gutestun sucht, wird ins ewige Leben eintreten. Niemand anderes wird es. Offensichtlich
könnte deshalb keine andere Definition passender auf das Wort in dieser
Bibelstelle angewendet werden; denn nur Beharrlichkeit im Gutestun macht einen
zur Erlangung des ewigen Lebens tauglich. Da dies der Fall ist, hat das Wort
hier nicht die Bedeutung von Langmut, sondern Standhaftigkeit, wie die Bibelstelle
offensichtlich beweist. Folglich ist Langmut nicht die Bedeutung des Wortes
hupomone.
"Ihr bedürfet des Ausharrens [Geduld - KJV - Anm. d. Übers.],
auf dass ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung
Gottes davontraget [erbt] (Hebr. 10:36). Sagt er: "Ihr bedürfet der
Langmut"? Würde uns dieses Wort den richtigen Gedanken geben? Offensichtlich
nicht, denn die Langmut gibt dem Charakter nicht die Vollkommenheit, die für
das Erteilen oder Austeilen des Erbteils notwendig ist, aber die Geduld. Wenn
wir deshalb die Bedeutungen und Funktionen der Geduld und der Langmut verstehen,
werden wir imstande sein zu erkennen, wie es sich verhält, dass uns nicht
die Langmut, sondern die Geduld für unser Erbteil vollkommen tauglich machen
wird.
Mit dem "Tun des Willens Gottes" meint der Apostel die Entwicklung
der vollkommenen Liebe, die Erlangung des Merkmales der vollkommenen Liebe.
Er sagt uns dann, was notwendig ist, nachdem wir das Merkmal erreicht haben,
d.h. "hupomone", Geduld. Nachdem wir das Merkmal erreichen, bedürfen
wir der Langmut, das stimmt; doch das wird uns nicht befähigen, das Erbteil
zu erhalten. Was wird uns befähigen? Standhaftigkeit, sich geradeaus trotz
der Hindernisse, die uns in den Weg treten und die wir freudig ertragen müssen,
anzutreiben, während die Selbstbeherrschung verstärkt wird, um uns
beim Ausüben des Guten zu helfen. Die Standhaftigkeit wird uns behilflich
sein, während die Selbstbeherrschung allein nicht imstande sein wird vorzuherrschen.
Wenn das Volk des Herrn unter ungünstigen Umständen, nachdem es das
Merkmal erreicht, die Eigenschaft der Langmut allein hinter die Liebe als ihre
Stütze stellt, wird es in fast jedem Fall verfehlen, Überwinder zu
werden. Warum? Weil die Langmut eine zweitrangige Gnade ist. Ihr kann nicht
eine so hervorragende Stelle gegeben werden, denn sie ist passiv, nicht aktiv.
Wir wollen die richtige Definition der Geduld als Standhaftigkeit, Unaufhörlichkeit,
Beharrlichkeit nehmen. Wird uns eine solche Eigenschaft befähigen, die
Verheißung zu erben? Wenn wir, nachdem wir das Merkmal erreicht haben,
dann standhaft sind und keinem Hindernis, das uns in den Weg tritt, erlauben,
uns vom Ausüben des Guten abzubringen, werden wir ganz gewiss "die
Verheißung erben".
Noch eine andere Bibelstelle - Jak. 1:2-4 -: "Achtet es für lauter
Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen [Prüfungen]
fallet, da ihr wisset, dass die Erprobung eures Glaubens Ausharren [Geduld -
KJV - Anm. d. Übers.] bewirkt." Wir wollen in den folgenden Worten
sorgfältig beachten, was er sagt, dass die Geduld tun wird, wenn ihr Aktivität
gestattet wird: "Das Ausharren [die Geduld - Anm. d. Übers.] aber
habe ein vollkommenes Werk". Was wird durch die Geduld vollbracht, wenn
sie ihr vollkommenes Werk verrichtet hat? Er sagt uns wie folgt: "Auf dass
ihr vollkommen und vollendet [gänzlich - KJV - Anm. d. Übers.]"
- ganz, heilig im Herzen und Geist - "seid und in nichts Mangel habt",
indem ihr jede Eigenschaft vollkommen entwickelt habt, und es euch an nichts
fehlt, was wir haben sollten. Die Langmut, sollten wir mittlerweile verstehen,
wird dies nicht verrichten. Wird die Beharrlichkeit dieses Werk verrichten?
Sie wird es gewiss. Wenn sie ihr vollkommenes Werk verrichtet, wenn wir unter
der Führung und Leitung des Herrn im Gutestun bis ans Ende ausharren, wird
sie dieses Werk gewiss ausführen. Nichts anderes in unserer Charakterstruktur
wird dies verrichten. Wir haben jetzt genug zu diesem Thema, um unsere Erklärung
unserer Definition der Geduld und unseren Beweis, dass beide schriftgemäß
sind, klarzustellen.
EINIGE GEGENSÄTZE
Da sowohl Gegensätze als auch Vergleiche Dinge für unseren Verstand
klarstellen, können wir die Sache etwas besser verstehen, wenn wir für
eine kurze Zeit das Gegenteil der Geduld studieren. Das Gegenteil der Geduld
ist die Unbeständigkeit, der Wankelmut, die Veränderlichkeit. Dies
zeigt sich bei einem, der etwas zu tun anfängt, dann dies ohne richtigen
Grund aufgibt; dann fängt er eine andere Sache an und gibt sie ohne ausreichende
Ursache auf; später beginnt er etwas anderes, und wenn Hindernisse auftauchen,
gibt er das wankelmütig auf. Er zeigt gewiss die gegenteilige Eigenschaft
der Geduld. Anstatt auf seinem Weg zu beharren, gibt er auf, wenn Hindernisse
in seinen Weg kommen. Dies ist ein unbeständiger Weg.
Aus dem Lauf eines solchen Charakters können wir durch den Gegensatz umso
besser erkennen, was die Geduld bedeutet. Das Verständnis der Entstellung
der Geduld wird den Gedanken der Geduld unserem Verstand noch klarer machen.
Unvernünftiges und nicht schriftgemäßes Beharren ist die Entstellung
der Geduld, der Standhaftigkeit. Entstellte Geduld verletzt alle, die davon
betroffen sind, ruiniert den Charakter und gute Werke und verletzt ständig
Grundsätze. Und dennoch verwechseln viele diese Entstellung mit Beharrlichkeit.
Letzteres verherrlicht Gott, erhöht seinen Besitzer und segnet andere,
während das Erstere das Gegenteil dieser guten Ergebnisse bewirkt. Nach
dieser Erörterung hoffen wir, dass dieses ziemlich abstrakte Thema jetzt
für unseren Verstand klarer ist. Wir werden versuchen, es noch klarer zu
machen, indem wir das Studium verschiedener anderer Teile davon in Angriff nehmen.
Wir haben gesehen, was die Geduld ist, und dass sie nicht Langmut ist. Wir haben
gesehen, was das Gegenteil von ihr ist: Unbeständigkeit. Wir haben gesehen,
was die Entstellung von ihr ist: Unvernünftiges und nicht schriftgemäßes
Beharren. Nun werden wir für eine kurze Zeit auf ihre Elemente schauen.
Diese sind in der bereits gegebenen Definition angegeben. Der erste und Hauptteil
der Geduld als Stärke des Charakters ist die Beharrlichkeit; der zweite
ist freudiges Ertragen, und der dritte ist Unterstützung für die Selbstbeherrschung
im Gutestun. Wir glauben, dass mittels dieser Erörterung nichts weiter
erforderlich ist, um diese Elemente der Geduld klar zu machen, da wir sie bereits
genügend durch Erklärung unserer obigen Definition klargestellt haben.
DIE ALLGEMEINE FUNKTION DER GEDULD
Die allgemeine Funktion der Geduld gleicht der Funktion der Selbstbeherrschung,
da sie Teil derselben allgemeinen Eigenschaft ist - Macht, Willenskraft. Der
Unterschied ist auf die verschiedenen Stufen und Arten ihrer Stärke, ihrer
Funktionen und ihrer Umstände zurückzuführen. Die Selbstbeherrschung
ist für die gewöhnlichen Zwecke des Lebens ausreichend. Wir würden
nichts außer Selbstbeherrschung benötigen, um unsere verschiedenen
Eigenschaften im Gutestun anzutreiben, wenn es keine Hindernisse gäbe.
Doch wenn sich Hindernisse einfinden, während die Selbstbeherrschung nicht
aufhört zu wirken und die Veranlagung zu beherrschen, und während
sie weiterhin im Falle von Hindernissen handelt, kann sie dennoch darin, wenn
sie keine Hilfe erhält, nicht ohne einen Zusammenbruch weitermachen. Denn
sie bedarf der Unterstützung, die die Geduld allein gewähren kann.
Die Geduld verrichtet das schwerere Werk der beiden, wenn Hindernisse eintreten.
Die Geduld ist von den beiden muskulöser und wirksamer inmitten Hindernisse.
Wir haben erkannt, dass die allgemeine Funktion der Selbstbeherrschung ausführend
ist, das heißt, sie führt die Befehle der Weisheit aus, indem sie
die Veranlagung so beherrscht, dass die Eigenschaften, die zur Entwicklung und
zum Gutestun behilflich sind, konzentriert werden, dass die Eigenschaften, die
unpassend sind oder die das Werk der Hervorbringung und Ausübung des Guten
behindern, zurückgehalten und unterdrückt werden und dass die bösen
Eigenschaften in uns vernichtet werden. Die Geduld hat genau dieselbe Funktion,
aber nur wenn Hindernisse unseren Weg erschweren. Es ist Standhaftigkeit, wenn
uns Hindernisse in den Weg treten, und sie unterstützt die Selbstbeherrschung,
da sie die verschiedenen Gnaden, besonders den Glauben, die Hoffnung, die Frömmigkeit,
die brüderliche Liebe und die Liebe für das Werk der Hervorbringung
des Guten in uns, für das Werk der Unterdrückung, Zurückhaltung
oder Hinderung des Handelns von guten, aber ungeeigneten Eigenschaften in uns
und für das Werk der Vernichtung des Bösen in uns konzentriert. Die
Geduld soll der Selbstbeherrschung ihre Stärke geben und die Selbstbeherrschung
antreiben und ihr nicht erlauben, ihre Tätigkeit einzustellen, bis sie
das Gute hervorbringt und praktiziert, bis sie das Wirken von unpassenden Eigenschaften
unterdrückt, zurückhält und hindert, und bis sie die bösen
Eigenschaften in uns vernichtet.
DIE SPEZIELLEN FUNKTIONEN DER GEDULD
Der Ablauf scheint Folgender zu sein: Die Weisheit ersinnt Pläne, was getan
werden sollte. Beachte die erste spezielle Funktion der Geduld, d.h. die Entwicklung
des Guten: Die Weisheit überreicht der Selbstbeherrschung den Plan. Für
dieses Werk ruft die Selbstbeherrschung verschiedene Eigenschaften zur Aktivität
auf, besonders den Glauben, die Hoffnung, Frömmigkeit, brüderliche
Liebe und die Liebe. Die Selbstbeherrschung bringt diese fünf Eigenschaften
mit dem Teil des Charakters in Berührung, der aufgebaut werden sollte,
und beschränkt sie auf dieses Werk, bis Hindernisse auftreten. Bis hierhin
verrichtet die Selbstbeherrschung allein das Werk. Sobald Hindernisse auftreten,
sagt sie bildlich gesprochen: "Geduld komme mir zur Hilfe. Ich brauche
deine Hilfe. Gib mir deine Standhaftigkeit, halte mich fest und beständig
und treibe mich in dem Maße zum Benutzen der fünf anderen höheren
erstrangigen Gnaden an, wie ich versuche, sie zur Hervorbringung oder Ausübung
des Guten handeln zu lassen, deren Entwicklung und Ausübung die Weisheit
geplant hat."
Die Geduld antwortet: "Ich stehe zu deinen Diensten für dieses Werk.
Ich werde dir meine Hilfe geben." Die Geduld fügt dann ihre Stärke
zu der der Selbstbeherrschung hinzu. Somit verliert die Selbstbeherrschung,
die ihre Stärke ausübt und durch die Geduld, die sie standhaft im
Wirken der fünf anderen höheren erstrangigen Gnaden antreibt, um Gutes
hervorzubringen und auszuüben, verstärkt wird, nicht den Mut. Die
Geduld, die freudig erträgt, drängt geradeaus vorwärts, indem
sie die Selbstbeherrschung in der Ausführung des Planes, den die Weisheit
aufgestellt hat, verstärkt.
Wir können eine weitere Illustration benutzen. Wir haben oft Lokomotiven
gesehen, die lange Güterzüge ziehen. Eine starke Lokomotive ist fähig,
sehr viele Güterwaggons über ein ebenes Gleis zu ziehen. Sie braucht
dabei auch keine Hilfe, weil sie die ganze Kraft hat, die sie von sich aus zum
Ziehen der vielen Waggons benötigt. Aber wir wollen annehmen, dass sie
auf eine steile Steigung trifft. Sofort wird offenkundig, dass die eine Lokomotive
nicht genügend Kraft hat, um eine solche Last so einen steilen Anstieg
hinauf zu ziehen. Verstärkung wird benötigt. Eine weitere Lokomotive
starken Kalibers muss zu ihrer Hilfe herbeigeschafft werden. Die Unterstützung
wird zuerst am unteren Ende der Steigung benötigt. Die Lokomotive wird
gewöhnlich am Ende des Güterzuges angehängt und schiebt. Durch
die von beiden Lokomotiven ausgeübte Kraft wird die Steigung überwunden.
Genauso wird auf diese Art die Selbstbeherrschung durch die Geduld bei der Entwicklung
des Guten, der Vernichtung des Bösen und der Zurückhaltung von guten,
aber unpassenden Eigenschaften und bei der Ausübung des äußeren
Guten durch unsere verschiedenen Gnaden unterstützt, wenn die Hindernisse
auf ihrem Pfad für die Selbstbeherrschung ohne Hilfe zu groß werden.
So sehen wir, wie die Geduld, die Standhaftigkeit inmitten Hindernisse, die
sie freudig erträgt, die Selbstbeherrschung verstärkt, ihre Stärke
hinter die Stärke der Letzteren setzt, indem sie sie nach vorn antreibt,
um das gute Werk, das in uns angefangen hat, zu vollenden.
Genauso wie von der Selbstbeherrschung als ausführend gesprochen wird,
verhält es sich auch bei der Geduld. Deshalb sind sie Genossen, denn sie
sind Teil derselben Eigenschaft, Macht. Diese Bemerkung führt uns zu der
Betrachtung des Bereichs, in dem die Geduld wirkt. Wir erinnern uns daran, dass
vorher darauf hingewiesen wurde, dass, während Glaube, Hoffnung, Frömmigkeit,
brüderliche Liebe und Liebe ihren Wirkungsbereich außerhalb von uns
haben, die Selbstbeherrschung auf Dinge in uns wirkt. In der Selbstbeherrschung
beherrschen wir nicht andere; wir beherrschen uns selbst. Deshalb wirkt die
Selbstbeherrschung auf jemand selbst, was natürlich in dem Wort Selbstbeherrschung
enthalten ist. Nur indirekt wirkt sie auf Dinge außerhalb von uns, das
ist durch Übertragen unserer verschiedenen Eigenschaften auf äußere
Objekte oder durch Beherrschen, Lenken ihrer Tätigkeit in Richtung auf
solche äußere Objekte hinsichtlich dessen, was ihnen die Weisheit
zu tun befiehlt. Somit erkennen wir, dass sie durch die anderen Gnaden ein äußeres
Werk ausführt. Sie wirkt in einer beherrschenden Fähigkeit über
diese Eigenschaften, die ihrerseits das Werk über die Dinge außerhalb
von uns verrichten. So handelt die Selbstbeherrschung indirekt gegenüber
äußeren Dingen. Ihr direkter Bereich ist gänzlich innerlich.
Derselbe Gedanke ist auf die Geduld anwendbar. Sie wirkt nicht direkt auf Dinge
außerhalb von uns, sondern nur auf Dinge in unseren Herzen und Sinnen.
Sie beherrscht uns inmitten Hindernisse zum Gutestun, indem sie die Selbstbeherrschung
verstärkt. Aus diesem Grund ist sie deshalb eine Gnade, die mit dem Wirken
unserer Herzen und Sinne zu tun hat, und durch die anderen Gnaden verrichtet
sie ihr Werk nur indirekt gegenüber Dingen außerhalb von uns.
Die zweite spezielle Funktion der Geduld besteht darin, die Selbstbeherrschung
im Übertragen der Eigenschaften des Glaubens, der Hoffnung, Frömmigkeit,
brüderlichen Liebe und Liebe auf äußere Dinge in guten Werken
zu verstärken. In dieser Aktivität stellt die Weisheit wie in jeder
anderen Sache den Plan auf, sagt, was zu tun ist, welche Mittel und Methoden
zu benutzen sind und legt ihren Gebrauch in die Hände der Selbstbeherrschung,
um sie auszuführen, lenkt die Geduld zur Verstärkung der Selbstbeherrschung,
sobald Hindernisse, die die Selbstbeherrschung in der Ausführung der Pläne
der Weisheit stören, auftreten.
Zur Illustration: Wir wollen annehmen, dass das äußere Gute, das
die Weisheit als unser Werk plante, darin besteht, einer Person die Wahrheit
darzulegen. Die Selbstbeherrschung würde beginnen, die Darstellung vorzubereiten,
indem sie die Motive des Glaubens, der Hoffnung, Frömmigkeit, brüderlichen
Liebe und Liebe aufbietet, um uns den Ansporn zu geben, wodurch wir zur Verbreitung
des Wortes befähigt werden. Manchmal kommen Hindernisse auf den Weg unserer
Darlegung der Wahrheit an die fragliche Person. Diese Hindernisse können
falsche oder gute, aber unpassende Eigenschaften in uns oder in anderen sein,
oder sie können ungünstige Umstände oder Personen sein.
Manchmal machen es diese Hindernisse für die Selbstbeherrschung unmöglich,
den Plan der Darlegung der Wahrheit ohne einige Unterstützung auszuführen.
Oft ist die Selbstbeherrschung durch all diese Hindernisse so verblüfft,
dass sie nicht imstande ist, irgendeinen Fortschritt zu machen. Sie beginnt
davon zu zeugen, dass sie in dem Punkt, den sie auszuführen angefangen
hat, fehlschlägt. Was sollte dann getan werden? Die Selbstbeherrschung
sollte dann nach Hilfe rufen und sagen: "Geduld, gib mir bitte etwas Hilfe.
Viele Hindernisse halten mich vor meiner Beherrschung des Glaubens, der Hoffnung,
Frömmigkeit, brüderlichen Liebe und Liebe ab, um sie zur Verbreitung
des guten Wortes anzuregen. Ich kann es unter diesen Umständen nicht alleine
tun. Komm mir bitte zu Hilfe."
In Erwiderung kommt der muskulösere Genosse der Selbstbeherrschung zu ihrer
Hilfe und spricht: "Ich bin gerade für solche Notfälle wie dieser
hier. Jetzt für einen kräftigen Schub. Benutze deine ganze Stärke,
die du hast, und ich werde sie mit meiner verstärken, und wir werden gemeinsam
dafür sorgen, dass der Glaube dazu veranlasst wird, das Vertrauen in die
Richtigkeit der Darlegung des Wortes aufrechtzuerhalten, dass die Hoffnung dazu
aufgeweckt wird, Segnungen aus der Verbreitung der Wahrheit zu wünschen
und zu erwarten, dass die Frömmigkeit dazu angespornt wird, die höchste
Liebe zu Gott und zu Christus zu aktivieren, uns zu Verbreitung des Wortes anzuregen,
dass die brüderliche Liebe in ihrem Wunsch aktiviert wird, dem Nächsten
den gleichen Segen zu geben, um die Darlegung des Wortes zu bewirken, und dass
diese Liebe, die sich an guten Prinzipien und an denen, die in Harmonie mit
guten Prinzipien sind, erfreut, die mit den Gleichgesinnten sympathisiert, die
mit denen, die außer Harmonie mit guten Prinzipien sind, sympathisiert
und sie bemitleidet, die mit allen, die gegen gute Prinzipien behandelt werden,
sympathisiert und sie bemitleidet und der es Freude bereitet, zur Verbreitung
guter Prinzipien zu opfern, als die edelste aller Eigenschaften dazu erweckt
wird, ihre Macht zu benutzen, um das gute Werk der Verbreitung der Wahrheit
zu anzutreiben.
Somit veranlassen die Selbstbeherrschung und die Geduld inmitten dieser Hindernisse,
dass diese Eigenschaften uns mit der Triebkraft ausstatten, das gute Wort darzulegen,
bis sie den Zweck, für den der Plan gemacht wurde, erfüllt haben.
Die Geduld wirkt nicht nur in der Hervorbringung des Guten in uns und im Übertragen
unserer guten Eigenschaften, um auf äußere Objekte einzuwirken, indem
sie die Selbstbeherrschung zur Ausführung der Befehle der Weisheit hinsichtlich
dieses Guten verstärkt, sondern sie hat auch eine dritte spezielle Funktion.
Genau wie die Selbstbeherrschung führt sie die Pläne aus, die die
Weisheit zur Vernichtung des Bösen in uns entwirft. Wie erfolgt das? Wie
folgt:
Die Weisheit ersinnt den Plan, wie sie das Böse behandeln würde. Sie
legt den Plan in die Hände der Selbstbeherrschung und spricht tatsächlich:
"Benutze diese Methode, Selbstbeherrschung, und diese Mittel zur Zerstörung
des Bösen." Die Selbstbeherrschung beginnt dann zu wirken. Für
allgemeine Zwecke ist sie imstande, Gedanken, die das Böse vor seiner Vernichtung
abhalten und die unsere Aufmerksamkeit von der richtigen Bahn des Erreichens
ihrer Vernichtung ablenken, zu unterdrücken. Doch wenn Hindernisse auf
ihren Pfad gelangen, muss eine andere Eigenschaft zur Selbstbeherrschung hinzugefügt
werden, die dazu geübt sein muss, die guten Eigenschaften als richtige
Motive zu regulieren, damit sie zur Zerstörung des vorliegenden Bösen
handeln. Inmitten Hindernisse wird der Zugriff der Selbstbeherrschung auf den
Glauben, die Hoffnung, Frömmigkeit, brüderliche Liebe und Liebe oft
schwächer und würde gänzlich zusammenbrechen, wenn ihr die Geduld
nicht zu Hilfe käme.
Gleichwie eine Person den Zugriff einer anderen Person auf etwas stärken
kann, indem sie ihre Hände fest über die Hände der anderen Person
hält, was dazu führt, dass die Letztere ihren Zugriff auf das vorhandene
Objekt nicht verliert, so ist die Selbstbeherrschung durch Geduld, die ihr die
verstärkende Kraft zur freudigen, ertragenden Beharrlichkeit beschafft,
wenn Hindernisse auftreten, befähigt, einen festen Zugriff auf den Glauben,
die Hoffnung, Frömmigkeit, brüderliche Liebe und Liebe in dem Maße
zu bewahren, wie sie versucht, durch sie das Böse zu vernichten. Somit
sehen wir, dass das Werk der Geduld darin besteht, die Pläne der Weisheit
auszuführen, indem sie die Selbstbeherrschung in der Hinausführung
der Pläne, die die Weisheit zur Vernichtung des Bösen ersinnt, verstärkt.
In ihrer vierten Funktion verstärkt die Geduld auf ausführende Art
die Selbstbeherrschung, um besonders unseren Glauben, unsere Hoffnung, Frömmigkeit,
brüderliche Liebe und Liebe zur Unterdrückung und Zurückhaltung
der guten aber ungeeigneten Eigenschaften zu benutzen, sodass sie unsere Aufmerksamkeit
von der Entwicklung und Ausübung des Guten und von der Vernichtung des
Bösen nicht ablenken werden, wann auch immer Hindernisse eintreten, die
das Wirken der Selbstbeherrschung in diesen Arten stören.
Somit sind die Selbstbeherrschung und die Geduld begleitende Eigenschaften,
die Hand in Hand wirken - die eine handelt ausschließlich getrennt von
Hindernissen, beide wirken zusammen, wenn Hindernisse vorhanden sind. Die Geduld
ist die nötigere der beiden, sobald Hindernisse kommen. Die Bibel stellt
sie als die Schlussgnade dar, denn das Wort zeigt, dass Überwindung in
der endgültigen Analyse von der Geduld abhängt (Hebr. 10:36; Jak.
1:2-4). Sie ist die Schlussgnade, selbst wenn sie in ihrer Anwendung nicht so
universell wie die Selbstbeherrschung ist, die durch alle Umstände handelt,
während die Geduld nur inmitten widriger Umstände wirkt.
DIE VORTEILE DER GEDULD
Die Vorteile der Geduld sind denen der Selbstbeherrschung ähnlich, von
denen wir eine Anzahl in der vorherigen Abhandlung herausgestellt haben. Wir
zeigten zuerst, dass die Selbstbeherrschung uns davor zurückhält,
von Satan ruiniert zu werden. "Eine erbrochene Stadt ohne Mauer: So ist
ein Mann, dessen Geist Beherrschung mangelt" (Spr. 25:28). Dieses Bild
besagt, dass die Selbstbeherrschung wie eine Mauer ist, die eine Stadt umgibt,
und dass wir, wenn wir keine Selbstbeherrschung haben, wie eine Stadt ohne Mauer
sind, was in alter Zeit bedeuten würde, dass die Stadt aller Wahrscheinlichkeit
nach im Krieg erbrochen sein würde.
Die Selbstbeherrschung ist, relativ gesprochen, eine ziemlich dünne und
schwache Mauer, doch wenn diese Mauer die Dicke und Stärke hat, die durch
das Hinzufügen der Geduld gewährt wird, wird sie unüberwindlich.
Dann kann in Wahrheit gesagt werden, dass unser neues Herz, Sinn und der neue
Wille stark ist. Er ist so stark, dass er allen Angriffen, die über ihn
kommen, standhalten kann. Es ist sicher, wenn Satan uns angreift, gibt es eine
Schranke, die er nicht überschreiten kann, und das ist der neue Wille,
wenn er treu ausgeübt wird. Nur mit ihm allein, unterstützt durch
das Wort des Herrn und die Fürsorge, widerstehen wir Satan. Solange unser
Wille gegen Satan gerichtet ist, sind wir sicher, doch wenn unsere Willenskraft
zusammenbricht, wird Satan gewiss hereingelangen und jede gute Eigenschaft,
die wir entwickelt haben, verwüsten. Die Geduld, die die Selbstbeherrschung
verstärkt, ist wie eine enorme Zahl an Steinen, die zur Dicke der Mauer
hinzufügt und dadurch die Stadt gegen einen Angriff sicherer macht. Dies
ist einer der Vorteile der Geduld, denn sie macht die symbolische Mauer um die
Eigenschaften unserer Herzen und Sinne für die Angriffe Satans unüberwindlich.
Wir wollen das Bild wechseln und einen zweiten Vorteil betrachten. "Wer
seinen Geist beherrscht, [ist besser,] als wer eine Stadt erobert" (Spr.
16:32), d.h. die Selbstbeherrschung macht uns zu einem Sieger beim Angreifen
der Stadt unserer gefallenen Veranlagung. Wenn eine Stadt benutzt wird, um unsere
natürlichen Herzen und Sinne darzustellen, stellt die Mauer um diese Stadt
Verderbtheit dar. Die in vier Truppen eingeteilten Soldaten stellen Selbstsucht,
Weltlichkeit, Irrtum und Sündhaftigkeit dar. Der Oberbefehlshaber ist Satan,
seine Leutnante sind die Welt und das Fleisch. Außerhalb der Mauer jener
Stadt lagert sich eine Armee, das neue Herz, Sinn und der neue Wille. Die Soldaten
sind die verschiedenen Formen der Wahrheit, Gerechtigkeit, himmlischer Gesinnung
und Liebe. Unsere Waffe ist das Wort Gottes und unser Kommandant ist unser Herr
Jesus Christus. Genau wie große Fähigkeit zur Eroberung einer gut
befestigten Stadt erforderlich ist, so ist auch große Fähigkeit zur
Einnahme dieser symbolischen Stadt erforderlich. Wenn schlimme Hindernisse unseren
Weg verfinstern, kann die Selbstbeherrschung unsere anderen Gnaden nicht in
genügender Stärke zum Siegen konzentrieren, und was benötigt
wird, ist das Vorhandensein der Hilfe der Geduld im Kampf, was das neue Herz,
Sinn und den neuen Willen des Christen dazu befähigen wird, die Mauer der
Verderbtheit zusammenzubrechen und zu zerstören. Auf diese Weise werden
die bösen Charaktermerkmale unserer Herzen und Sinne mit ihren Entstellungen
durch die Geduld, die die Selbstbeherrschung im Kampf verstärkt, ruiniert,
bis die böse Mauer vernichtet ist. "Das Ausharren [Die Geduld - Diaglott
- Anm. d. Übers.] aber habe ein vollkommenes Werk, auf dass ihr vollkommen
und vollendet [vollständig - Diaglott] seid und in nichts Mangel habt"
(Jak. 1:4).
Es gibt dann einen dritten Vorteil des Besitzes der Geduld: Da sie im Gutestun
vorwärtsdrängt, widersteht sie allen Anstrengungen, unsere Aufmerksamkeit
vom Entwickeln und Ausüben des Guten abzulenken, und allen Anstrengungen,
sich dem Bösen zu widmen. So werden auch die Haltungen des Stillstandes
und der Trägheit, die zwischen diesen beiden Extremen von Gut und Böse
liegen und die in geistlichen Angelegenheiten immer rückschrittliche Haltungen
sind, durch die Geduld, die trotz der Versuchungen zum geistlichen Stillstand
und zur Trägheit vorwärtsdrängt, verhindert.
Dann gibt es noch einen vierten Vorteil in der Geduld: Die Vollendung einer
solchen Kristallisation in jedem guten Wort und Werk, die kein Druck von Hindernissen
brechen kann. Wenn die Wirkung erlangt ist, hat uns die Geduld "vollkommen
und vollständig und in nichts Mangel habend" gemacht. Somit werden
wir für das wunderbare Erbteil des Königreichs geeignet gemacht. Deshalb
"habe die Geduld ihr vollkommenes Werk"!
DIE PFLEGE DER GEDULD
Einige Worte zur Pflege der Geduld. Wie können wir sie pflegen? Praktisch
werden sowohl jede der allgemeinen und besonderen Methoden zur Entwicklung des
Guten als auch die allgemeinen und besonderen Methoden zur Überwindung
des Bösen bei der Entwicklung der Geduld helfen. Doch diejenigen, die wir
besonders hervorheben wollen, sind diejenigen, die zur Hervorbringung der Selbstbeherrschung
erwähnt wurden. Das heißt, wir können zuallererst Geduld durch
Ausüben entwickeln. Wir lernen, Geduld zu entwickeln, indem wir geduldig
sind, nach dem Prinzip, dass wir lernen, etwas zu tun, wenn wir es tun. Wir
wollen sie deshalb ausüben. Wir wollen unseren Willen auf den Entschluss
richten, dass, wenn auch immer Hindernisse unseren Fortschritt erschweren, wir
unerschrocken sein werden und uns durch sie vorankämpfen, und ihnen weder
erlauben, uns zu schwächen, noch uns zu verwirren oder uns zurückzutreiben
oder uns zum Räumen des Feldes zu zwingen. Doch indem wir den Weg durch
sie mit unserer ganzen Energie, die in unsere Macht steht, einschlagen, wollen
wir in der Überwältigung von ihnen, sofern ihre Außerstandsetzung
unserer Beständigkeit im Gutestun betroffen ist, beharrlich sein. So wird
ein beständiges Ausüben der Geduld zu ihrem Wachstum führen.
Dann wird sich eine zweite Methode als hilfreich vorfinden: Das Herz und den
Sinn dem Einfluss des Wortes Gottes unterwerfen, indem die Teile Seines Wortes,
die die Geduld hervorbringen, unseren Herzen und Sinne befestigen. Dies ist
auch eine großartige Methode der Entwicklung jeder anderen guten Eigenschaft.
Unser Verfahren auf diesem Weg würde wie folgt sein: Wir müssen die
Teile im Wort Gottes finden, die sich auf Geduld beziehen. Wenn wir diese gefunden
haben, müssen wir unsere Herzen und Sinne mit ihnen befestigen, und wenn
wir sie da befestigen, müssen wir uns ihrem Einfluss überlassen.
Eine gute Liste von betreffenden Schriftstellen folgt: Lk. 8:15; 21:19; Röm.
2:7; 5:3, 4; 8:25; 12:12; 15:4, 5; 2. Kor. 6:4; 12:12; Gal. 6:9; Kol. 1:11;
1. Thes. 1:3; 2. Thes. 1:4; 3:5; 1. Tim. 6:11; 2. Tim. 3:10; Tit. 2:2; Hebr.
10:36; 12:1; Jak. 1:3, 4; 5:11; 2. Petr. 1:6; Offb. 1:9; 2:2, 3, 19; 13:10;
14:12.
Wenn wir uns dem Einfluss dieser Schriftstellen ergeben überlassen, finden
wir, dass die Macht Gottes, die Sein Wort durchdringt, die Eigenschaft der Geduld
auf unsere Herzen prägt, indem sie unsere Charaktere in der Standhaftigkeit
inmitten Hindernisse stark macht. Die Geduld erträgt sie in dem Maße
freudig, wie sie die Selbstbeherrschung in jedem guten Wort und Werk verstärkt.
Dies ist eine sehr fruchtbare Methode der Entwicklung der Geduld. Wir wollen
deshalb die oben erwähnten und andere Teile des Wortes Gottes, die die
Geduld entwickeln, ausfindig machen. Und wenn wir sie, wie gerade beschrieben,
benutzen, werden wir bei der Entwicklung der Geduld Erfolg haben.
Die dritte Methode, die hier zur Entwicklung der Geduld zu betrachten ist, besteht
aus der Nachahmung der Geduld Gottes und Christi, und das durch ein inniges
Nachsinnen der Methode, in der sie von Ihnen ausgeübt wurde und wird. Wir
wollen an Gottes Ausharren auf dem Weg der Ausführung Seines Planes trotz
der vielen Hindernisse, die auf Seinen Weg gelegt sind, denken! Wir wollen an
das herrliche Ausharren unseres teuren Erlösers denken! Als Bevollmächtigter
des Planes Gottes ist Jesus sicherlich unser Vorbild in dieser Eigenschaft.
Unter anderem können wir uns ein besonderes Beispiel ins Gedächtnis
rufen: Wir erinnern uns, dass kurz vor den Schlussereignissen Seiner Leiden,
nachdem Petrus bekannt hatte, dass Jesus der Christus, der Sohn des Lebendigen
Gottes sei und dass Er der geeignete Lehrer des Volkes Israel sei, die Aussage
gemacht wird, dass Jesus "Sein Angesicht fest [standhaft - KJV - Anm. d.
Übers.] darauf richtete, nach Jerusalem zu ziehen" (Lk. 9:51 - Konk.
Übers.]. Er richtete Seinen Willen wie einen Feuerstein darauf, nach Jerusalem
zu gehen, trotz der Tatsache, dass Er von den Schrecken, durch die Er in Jerusalem
zu gehen hätte, wusste. Doch Er erlaubte keines von diesen Dingen, Ihn
zu veranlassen, stehen zu bleiben und zurückzugehen. Er ging mit unzerbrechlicher
Standhaftigkeit voran und wandelte bewusst in den Rachen des grausamsten Todes,
und das unter den kritischsten Umständen.
Hier haben wir ein sehr bezeichnendes Beispiel des Ausharrens. Keine Verteidigung,
keine Veranlassung von Umständen oder einer Person konnten den Erlöser
dazu bewegen umzukehren. Er war willig, Gethsemane, Gabbatha, Golgatha und dem
Hades entgegenzutreten. Obgleich sie Gewalt enthielten, konnten sie ihn nicht
dazu bringen, aufzugeben und sich verräterisch an Seinem Dienst zu erweisen.
Er würde das gute Werk ausführen, das Ihm gegeben wurde, obgleich
Er dem Tod selbst entgegentreten und darin eintreten musste. Und Er tat es.
Es gab kein Hindernis, dass Er nicht überwinden konnte und nicht überwand.
Doch über Gethsemane, Gabbatha, Golgatha und Hades hinaus waren die Auferstehung,
die Himmelfahrt, die Verherrlichung und die Austeilung. Und wir behalten das
im Gedächtnis, Er, "der Schande nicht achtend, . . . das Kreuz erduldete
und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes" (Hebr. 12:2).
Wir wollen solche Gedanken in unseren Sinnen behalten, wenn wir mit Hindernissen
konfrontiert werden. Wenn Dinge dazu neigen sollten, uns aus der Bahn zu werfen,
und uns dazu zu veranlassen, Gottes Wort und Werk aufzugeben, wollen wir uns
die Standhaftigkeit unseres Erlösers in der Anwesenheit des Kreuzes, das
Er eine ganze Weile, bevor Er dahin kam, sah, einprägen. Wir wollen über
Ihn in solcher Geduld innig nachsinnen und Ihn nachahmen. Die drei eben gegebenen
Methoden werden uns reichlich bei der Entwicklung der Geduld, der Eigenschaft,
die besonders inmitten Hindernisse aktiv ist, helfen.
DIE PRÜFUNG DER GEDULD
Als unser letzter Punkt wird die Prüfung der Geduld kurz behandelt. Die
Geduld hat in ihrer wahren Natur ihren Aktivitätsbereich in prüfungsreichen
Verhältnissen. Sie wirkt inmitten Hindernisse. Wir haben erwähnt,
was diese Umstände sind. So gibt es die ganze Zeit auf die Geduld mehr
oder weniger Erprobung, und besonders zum Ende unseres Laufes hin, wenn die
kritischen Prüfungen auf die Standhaftigkeit kommen. Genauso kamen auch
die kritischen Erprobungen auf unseren Herrn Jesus zum Ende Seines Dienstes
hin, und sie nahmen zu, bis Er schließlich sprach: "Es ist vollbracht"
und beugte Sein Haupt und verstarb.
So, geliebte Geschwister, die gewöhnliche Erfahrung der Geduld wird mit
Hindernissen verbunden sein, und wenn diese bedrückender und schwerer zum
Überwinden werden, dann kommt die echte Prüfung der Geduld. Wenn die
Prüfungen und Hindernisse beinahe unerträglich werden, und wenn die
Konzentration der ganzen Energie, die wir haben, selbst bis zum Anwenden jedes
Gramms an Kraft, die wir besitzen, erforderlich ist, um der Situation zu begegnen,
befindet sich die Geduld in echter Prüfung. Sie wird zeigen, ob wir für
das Königreich tauglich sind oder nicht! Bei diesem Punkt wird jeder zusammenbrechen,
wenn er nicht loyal ist! Wenn wir durch und durch treu sind, werden wir zu denen
gehören, die, wenn sie sich in kritischen Erprobungen befinden, trotz der
Hindernisse ausgeharrt haben werden.
Einige von uns mögen sich in den ersten Stufen dieser kritischen Schlusserprobungen
befinden. Wir sind sicher, dass jeder durch sie gehen muss, wenn er sich als
Überwinder erweisen soll. Wir wollen die drei gerade erwähnten Methoden
inmitten der Prüfungen im Gedächtnis behalten und wollen besonders
die letzte oben behandelte Methode in der Prüfungszeit unserer Geduld benutzen.
Mit der Kraft des Herrn werden wir imstande sein, durch Ihn, der uns geliebt
und uns mit Seinem kostbaren Blut erkauft hat, siegreich hervorzukommen.
Deshalb wollen wir zu unserer Selbstbeherrschung die Geduld hinzufügen.
Dann wollen wir die Geduld im Zusammenhang mit jedem Hindernis, das auf unseren
Weg gelangt, ausüben. Wenn wir darin treu sind, werden diese Eigenschaften
anhalten, bis unsere Berufung und Erwählung festgemacht sind. Keine geistlichen
Früchte sind notwendiger als Selbstbeherrschung und Geduld, und wer diese
nicht entwickelt, wird des Königreichs unwürdig sein. Es erfordert
harte Arbeit, sie zu entwickeln, denn sie sind die abstraktesten Eigenschaften,
die wir haben. Es wird sogar harte Arbeit erfordern, diese Eigenschaften richtig
zu verstehen, doch sie sind nicht nur unserer Aufbietung solcher harter Arbeit
würdig, um sie völlig zu verstehen, sondern sie sind auch der härteren
Arbeit würdig, die zur Erlangung und Aufrechterhaltung dieser nötig
ist. Möge der Herr uns in der Entwicklung dieser Eigenschaften segnen,
und mögen wir uns durch unseren teuren Erlöser als Überwinder
erweisen!
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